■ III. Wahl: Geldverschwendung
Was läuft eigentlich in den Dritten Programmen zwischen 14 und 17 Uhr? Zum Beispiel:
„Dabei ab zwei“, „Hier ab vier“, täglich, MDR
Zuerst das Verbindende: Beide Sendungen sind Absonderungen des MDR, beide verschlingen 30 Minuten kostbarste Sendezeit, und beide glänzen mit einem magazinüblichen Mix aus Information, Schicksal & Katastrophe, Promis sowie Kurznachrichten durch journalistische Profillosigkeit. Beide Produktionen scheinen eigens als Übungsplatz für Nachwuchsmoderatoren geschaffen worden zu sein, und – beide kosten das Geld der Gebührenzahler.
Nur letzteres ist wirklich erschütternd. Oliver „der Versprecher“ Nix präsentiert eventuellen Zuschauern in „Dabei ab zwei“ das „Neueste aus der Region“. Die Qualität der Beiträge läßt vermuten, daß kein MDR-Redakteur sie je abgenommen hat. VW baut in Dresden eine gläserne Fabrik – Christiane Burkerts Bericht war informativ, originell und eigentlich zu schade für „Dabei ab zwei“, ebenso der niveauhebende Beitrag über künstliche Kieferknochen. Dann gab es noch ein verschenktes Porträt einer sächsischen Mumienforscherin, ein historisches Kalenderblatt als Füllmasse und ausgiebig Sendezeit für den flüchtigen Mörder Dieter Zurwehme.
90 Minuten später: Akkurat dieselben Zurwehme-Bilder in „Hier ab vier“, moderiert von Katrin Huß. Dazu die schon bekannte gläserne Fabrik, Berichte über einen türkischen Drogendealer, auch aus „Dabei ab zwei“, und eine Schleuserjagd bei Pirna. Den Gipfel der Peinlichkeit erklomm Huß, als sie Heiko Engelkes, ehemals ARD-Korrespondent in Paris, im Interview ansang: „Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an ...“ Abgesehen von schlechter Maske und unprofessioneller Kleidung war Huß nicht imstande, ihren Gesprächspartner korrekt anzusprechen.
Summa: Wozu existieren gleich zwei solcher verunglückten Nachmittagsmagazine, wo doch eines als reine Geldverschwendung reichte? Und: Wie hieß doch gleich der/die MDR-Intendant/in? Verärgert grüßt
Anke Westphal
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