: Autofreier Sonntag
■ Bei den „HEW-Cyclassics“ sind Promis, Profis und Jedermenschen am Start
Am Sonntag wird der Traum eines jeden Radfahrers wahr: Bei den „Cyclassics“ werden von Geesthacht bis Wedel, von Harburg bis Schenefeld die wichtigsten Straßen für Autos gesperrt.
Doch in den Genuss, einmal ungestört von Zuhälter-Autos mit 40 Stundenkilometern über die Reeperbahn zu brettern, kommen „nur“ etwa 8000 Menschen. So viele Teilnehmer zählt der „Jedermannlauf“, der seit Wochen ausgebucht ist. Und während sich Jedermenschen und Prominente wahlweise über 60, 105 oder 160 Kilometer schinden, bereitet sich die internationale Elite auf den 251 Kilometer langen Weltcup-Lauf vor. Für den hat sich Telekom-Teamchef Walter Godefroot einiges vorgenommen: „Wir müssen versuchen zu gewinnen, schließlich ist es das wichtigste deutsche Eintagesrennen“.
Mit „Wir“ ist wohl Erik Zabel gemeint, dem die flache Strecke als Sprintexperte liegen dürfte. Für Jan Ullrich ist das Rennen hingegen eher eine bessere Trainingseinheit: „Jan ist nicht fit. Trotzdem muß er in Hamburg fahren. Diese Saison kann er abhaken, aber er braucht eine Basis für die kommende,“ so Godefroot. Ein ähnliches Statistendasein dürfte der belgische Vorjahres-Sieger Leon van Bon fristen: „Nach meiner Knieverletzung ist eine Wiederholung des Sieges von 1998 nicht möglich“, sagt er.
Doch egal, wer am Ende auf dem Siegertreppchen steht – er wird beengt jubeln: „Bereits im letzten Jahr gab es in der Mönckebergstraße enorme Kapazitätsprobleme“, freut sich Mit-Veranstalter Stefan Wagner über das Zuschauer-Interesse, für das er ein Hamburger Spezifikum verantwortlich macht: „Eine derartige Kombination aus Breiten- und Spitzensport gibt es sonst nirgendwo.“ Um den Happening-Charakter der „Cyclassics“ zu unterstreichen, radeln deshalb auch wieder allerlei (Semi-)Prominente mit. So stellen alle Hamburger Bundesligisten vom Hamburger SV bis zu den BCJ Tigers eigene Teams. Neben dem schwer verletzten St. Pauli-Torwart Thomforde und dem schwergewichtigen HSV-Coach Frank Pagelsdorf ist auch der sturzerprobte Bundes-Verteidigungsminister Rudolf Scharping vor Ort. In weiser Voraussicht jedoch nur auf der Tribüne: Ein kopfverletztes Oberhaupt stünde der „starken Truppe“ denn auch ziemlich schlecht zu Gesicht. Christoph Ruf
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