piwik no script img

Struck: Alten Streit um Steuer beenden!

■  SPD-Fraktionschef bedauert, dass seine Steuerreform-Idee die Regierung belastet

Berlin (taz) – Das Sommertheater in der SPD ist beendet. Zumindest wenn es nach dem Willen der Partei- und Fraktionsspitze geht. Nach wochenlanger Aufregung unter den Sozialdemokraten um eine radikale Reform der Einkommensteuer hat gestern Fraktionschef Peter Struck eingelenkt. „Das Thema ist erledigt“, quittierte er Fragen nach seinem Steuermodell. Offenbar um den Streit zu beenden, bedauerte er öffentlich die Wirkung seiner Initiative: „Ich kann dazu nur sagen, dass mir natürlich auch leid tut, dass meine Überlegungen für die Zeit nach der Bundestagswahl die gegenwärtige Steuerdebatte überlagert haben.“

Gleichzeitig drohte Regierungssprecher Uwe-Karsten Heye am Montag mit der Rückkehr des Bundeskanzlers aus dem Urlaub. Angesichts der Streitigkeiten in der SPD wolle Gerhard Schröder als Parteivorsitzender nach seinen Ferien „die Zügel anziehen“. Die Rückkehr von Schröder werde klarmachen, dass der Chef wieder im Ring sei, sagte Heye. Zuvor hatten unter anderem der stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Müller, die nordrhein-westfälische Arbeitsministerin Brusis und der sächsische SPD-Vorsitzende Kunckel ein Machtwort Schröders zur Beendigung der zerfaserten Debatte verlangt. Müller rief Schröder auf, sich nicht allein an den britischen Sozialdemokraten zu orientieren.

Struck unterstrich in seiner Erklärung, die Sozialdemokraten in den Landtagswahlkämpfen hätten das Recht auf ein Ende des Sommertheaters. Ausdrücklich nannte er dabei auch den saarländischen Ministerpräsidenten Klimmt, der seinerseits mit Kritik an der Bonner SPD die Unruhe in der Partei verstärkt hatte. Spekulationen, Verkehrsminister Müntefering könnte Struck ablösen, wies der Fraktionschef zurück. „Die Personaldiskussion ist völlig absurd und von außen in die Partei hineingetragen“, sagte er nach der Sitzung des geschäftsführenden Fraktionsvorstands in Berlin, „es gibt dafür keinen Grund.“ Die Stimmung in dem Gremium sei „sehr freundlich“ gewesen. „Partei und Fraktion vertreten geschlossen das Zukunftsprogramm“, sagte Struck. Bis zum nächsten Sommertheater trifft das sicher zu. Patrik Schwarz

Kommentar Seite 10

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen