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■ Kirchen gegen Religionsfreiheit

„Wir bitten Sie, die Parteien und ihre Kandidatinnen und Kandidaten zur Wahl des Abgeordnetenhauses auch auf die Wichtigkeit des Religionsunterrichtes und unser Modell einer Fächergruppe anzusprechen.“ Mit diesem Satz in einem Brief an ihre Gemeindemitglieder machen die beiden Großkirchen der Hauptstadt vor der Abgeordnetenhauswahl Druck auf die Parteien.

Ziel der Kirchen: Berlin soll endlich ein reguläres Unterrichtsfach Religion erhalten – und zwar als Wahlpflichtfach. Das heißt, alle Schülerinnen sollen in Zukunft zwar wählen können, ob sie etwa Ethik, Lebensgestaltung, Islamunterricht oder Religion belegen; sie müssen aber Unterricht in einem dieser Fächer bekommen. Im Gegensatz zu fast allen anderen Bundesländern gibt es in Berlin Religionsunterricht nur außerhalb des Lehrplans als zusätzliche und freiwillige Stunden.

Die Brisanz dieses Briefes der Kirchen liegt nun darin, dass sich nur die CDU für das Kirchenmodell ausspricht. Ist das Schreiben, das an etwa 1,2 Millionen Christen in der Hauptstadt geht, also eine Wahlwerbung für die CDU?

Landesbischof Wolfgang Huber wies diese Vermutung gestern weit von sich. Es gehe vielmehr darum, durch den Brief „auch die Diskussion innerhalb der Parteien zu beleben“. Sein Oberkonsistorialrat Gerhard Zeitz ergänzte, er habe „ganz erhebliche Probleme“ damit, dass manche in der CDU im Religionsunterricht auch noch Werte wie Ordnung, Sauberkeit und Fleiß transportiert wissen wollten. Dies gehöre keineswegs zu den „zentralen Anliegen der Kirche“.

Bei den Grünen sah man den Brief an die Christen gelassen. Es werde ja nicht direkt zur Wahl der CDU aufgerufen, sagte die bildungspolitische Sprecherin Sybille Volkholz, „ich finde das legitim“. ges

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