Back in business

■ Die Galerie berlintokyo erfindet sich für eine Nacht neu: Im Big Eden am Ku'damm

Hand aufs Herz: Haben wir in letzter Zeit nicht öfter damit geliebäugelt, mal wieder in eine richtig fiese Disko zu gehen? Sei es, um nicht immer die ewig gleichen Leute in den ewig gleichen und natürlich ewig gleich angesagten Clubs in Mitte zu treffen. Sei es, um sich mal wieder der Zeiten zu erinnern, in denen zumeist im Rahmen einer Schulklassenreise der Ku'damm unbedarft nach geeignetem Entertainment abgewandert wurde und Läden wie Joe am Ku‘damm, das Big Eden, das Far Out oder das Linientreu lockten. Das Liebäugeln aber ist das eine, eine Nacht auf dem Ku'damm zu verbringen das andere.

Wer also bisher noch nicht die rechte Traute hatte, dem helfen jetzt die Jungs von der Galerie berlintokyo auf die Sprünge: Die haben sich im Rahmen des BerlinBeta-Medienfestivals für eine Nacht Rolf Edens Diskothek Big Eden unter den Nagel gerissen, um aus ihr „Berlins größte Ku'damm-Galerie“ werden zu lassen.

Nachdem Marc Wohlrabe sie gefragt hatte, ob sie zu BerlinBeta auch etwas veranstalten wollten, fiel ihnen spontan das Big Eden ein. Zum einen, weil Peinlichkeiten nie ihr Problem waren und bestimmt über jeder zweiten Nacht seinerzeit im Galeriekeller in der Rosenthaler Straße der Geist von Rolf schwebte. Zum anderen weil man was auf sich hält und das Konzept der Messe mitsamt „seinen Clubevents und den wahnsinnig szene-förmigen Leuten in Mitte“ gar nicht mal so großartig findet.

Und so schrieb man kurzerhand in netten und gewählten Worten die Geschäftsführung des Big Eden an und erhielt auch prompt einen Anruf von Rolf Eden persönlich. Der wollte, ganz Geschäftsmann, nur wissen, für wie lange sie den Laden wollten – drei Monate, drei Wochen, eine Nacht? –, erklärte ihnen seine Konditionen und fertig war der Lack.

Originally Big Eden sind dann an diesem Abend natürlich die Räumlichkeiten („Das Big Eden ist ein Traum“, heißt es da schon mal im Galerie-Umfeld) und auch das Barpersonal, das besonders gern die sogenannten 2-Liter-Stiefel und die 1-Liter-Maßkrüge verkauft (die Einnahmen durch den Getränkeverkauf gehen an den Boss). Die Galerie berlintokyo organisiert den Einlass und ist zuständig für die Installationen und das Programm mit den Live-Acts Jeans Team und Erobique sowie den beiden DJs Jack Tennis und dem grandiosen DSL aus Wien.

Ob daraus nun die Nacht der Nächte oder „die einzig wahre Party des Jahres“ wird, ist wahrscheinlich einmal mehr von der Tagesform eines jeden Einzelnen abhängig, zumal das Stammpublikum des Big Eden wahrscheinlich erst wieder Freitag kommt. Doch der Grundstein für erinnerungswürdige Club- und Diskonächte dürfte gelegt sein: Da könnte doch wieder was gehen, wenn man demnächst auch ohne das Label berlintokyo die Clubs in Mitte gute sein lässt und sich schick macht für die Ku'damm-Diskos! Willkommen in den Achtzigern und Neunzigern. Gerrit Bartels

Heute, ab 21 Uhr, Big Eden, Kurfürstendamm 202, Wilmersdorf