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Nachgefragt„Königreich der Weiber“

■ Interview mit Irina Tschernolowskaja, kasachische Feministin und Moderatorin

Unter diesem Titel erscheint seit Februar dieses Jahres im Fernsehen von Kasachstan eine regelmäßige Talkshow – an jedem Samstagabend, zur besten Sendezeit. Verantwortlich für das Konzept ist Irina Tschernolowskaja. Sie ist als feministische TV-Moderatorin im ganzen Land bekannt.

taz: Worum geht es in Ihrer Sendung?

Irina Tschernolowskaja: Ich möchte keine Talkshow über Fragen machen wie: „Liebt er mich oder nicht?“ Mein Anliegen ist es, starke Frauen zu präsentieren, Trägerinnen sozialer Bewegungen, die ihre Probleme gelöst haben und so anderen Frauen helfen können. Bei uns werden zum Beispiel alle NGOs von Frauen vertreten und geleitet. Sie sind Expertinnen, sozusagen Heldinnen des Alltags. Sie werden in einem Streitgespräch mit weiteren Frauen und Männern konfrontiert, „richtigen Männern“, die den Frauen normalerweise nicht zuhören.

Um welche Themen geht es?

Ein Thema war zum Beispiel: „Sie ist allein, aber glücklich.“ Viele Frauen möchten Kinder, aber keinen Mann. Oder wir haben gefragt, womit sich die Feministinnen in Kasachstan beschäftigen, schließlich haben Frauen doch formal die gleichen Rechte wie Männer. Dann hatten wir eine Senatorin in der Sendung, die erzählt hat, wie sie als Frau zur Politik kam und wie sich die Arbeit mit den Männern gestaltet. Ein anderes Mal haben wir eine Bankerin vorgestellt oder Frauen in hohen Positionen, die von ihren Firmenchefs – das sind ja meist noch Männer – unterstützt werden.

Gibt es eine Zensur?

Nein, ich kann alles machen. Aber ich muss die Liste meiner Heldinnen drei Monate vor der Sendung einreichen. Ich habe das Konzept schon vor zwei Jahren entwickelt, früh genug also, um auf den derzeit großen Bedarf vorbereitet zu sein.

Über die Expertinnen-Liste bestimmen Männer?

Meine Talkshow wird über den größten nationalen Sender verbreitet. An dessen Spitze steht die Tochter des Präsidenten von Kasachstan. Bisher gab es darum keine Zensur.

Wie stark sind Frauen in den Medien repräsentiert?

Man kann sagen, daß der TV-Journalismus weitgehend von Frauen bestritten wird, aber in den Führungspositionen sitzen nach wie vor die Männer. Anfangs haben sie Sendungen wie die von mir nicht verstanden. Sie wollten als Expertinnen Frauen einladen, die zeigen sollten, wie sie nähen und kochen können. Aber die Zeit ist gekommen, die öffentliche Anerkennung der Frauen jenseits ihrer tradierten Rollen zu fördern. Wir müssen hervortreten in der Politik, in der Wirtschaft. Überall stehen die Männer an der Spitze, dabei leisten Frauen die ganze Arbeit.

Was sind die drängendsten Probleme der Frauenbewegung in Kasachstan?

Der nächste Schritt ist die bewusste Teilnahme der Frauen bei den kommenden Parlaments- und Senatswahlen im Oktober. Die Frauen haben eine eigene Liste aufgestellt. Jetzt kurz vor dem Termin ist die kostenlose Wahlwerbung verboten. Ich bin daher stolz, dass ich diese Frauen rechtzeitig im Fernsehen präsentiert habe.

Fragen: Dora Hartmann

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