■ Das Diepgen des Tages: M & M
Der SPD-Spitzenversager Walter Momper hatte ein Problem. Um seinen Beliebtheitsgrad weiter Richtung Fünfprozenthürde zu drücken, hatte er am Donnerstagnachmittag Noch-Bundesverkehrsminister Franz „Frisur“ Müntefering nach Kreuzberg 36 geholt, vorgeblich, um „per Fahrrad auf Erkundungstour“ zu gehen.
In Wirklichkeit aber hatten die Beiden eine Gehirnwäsche von chinesischem Ausmaß vor. „In den Städten erfahren die Menschen, was Demokratie wert ist“, prügelte Müntefering sein totalitäres Ideologiegebäude des „vernetzten Denkens“ auf die Bevölkerung des „unterversorgten Stadtteils“ ein.
Dann aber kamen die Pannen. Der Kopf von Walter Momper passte nicht unter den Fahrradhelm. Die Jubelperser, die die SPD-Zentrale bestellt hatte, hatten nicht nur das Geld, sondern auch die Beine in die Hand genommen. Der Techniker hatte das Megaphon auf stille Post eingestellt. Momper, sichtlich den Tränen nahe, ballte das Gesicht zur Faust.
Plötzlich waren die Sozis dem Pöbel hilflos ausgeliefert. Kreuzbergerinnen brachten ihre tiefe Besorgnis über die Erscheinung des Diepgens zweiter Klasse mit den Worten „So ne Scheiße kannst du gleich vergessen“ zum Ausdruck. Ein junger Student, dessen Eltern wohl 1989 zur Zeit des Momper-Regimes verschleppt worden waren, konnte seinen Hass nicht mehr zurückhalten: „Raus aus unserem Kiez!“, schrie er den Mann ohne positive Eigenschaften an. „Was ist das denn für einer?“, fragten türkische Kinder mit Blick auf Müntefering erstaunt, der sich pausenlos mit der Hand durch das schüttere Haar fuhr und sich fühlte, als hätte er einen Besenstiel verschluckt.
Die Sozis traten in die Pedale, während Kreuzberger der Politprominenz freundlich mit der Schultheiß-Dose hinterherwinkten: „Macht's jut, kommt jut nach Hause!“
Seit Donnerstag aber gelten in Kreuzberg die Worte des großen Steuermannes Franz Müntefering: „Die Stadt ist mehr als viele Häuser.“ Molly Bluhm
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