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■ „Langsam sterben ist zum Kotzen, dann lieber einen schnellen Tod“

Als Gunda Röstel am Sonntag um 18.03 Uhr vor dem Landtag vorfährt, will sie nicht sofort die Fragen nach ihrer politischen Zukunft beantworten. Sie lehnt sich ans Geländer, blickt auf die träge fließende Elbe, will allein sein. Zehn Minuten lang. Dann liefert sie einigermaßen gefasst ihre Statements in den Wahlstudios ab. Persönliche Konsequenzen? Das, sagt Gunda Röstel, werden wir am Montag in den Parteigremien besprechen.

Später sitzt sie im Hof des Dresdner Umweltzentrums, wo sich die Parteifreunde zur „Wahlparty“ getroffen haben. Ob sie denn angesichts dieses Wahlergebnisses dem Druck des Außenministers standhalten könne, will ein Fernsehsender wissen. „Über Röstel entscheidet Röstel immer noch selbst“, sagt sie trotzig in die Kamera. Tatsächlich jedoch ist sie tief enttäuscht.„Langsam sterben ist so zum Kotzen“, sagt die Parteisprecherin. „Dann lieber einen schnellen Tod.“ Jetzt trudelt ihr Ergebnis aus dem Chemnitzer Wahlkreis ein: 5,3 Prozent der Erst-, 2,8 Prozent der Zweitstimmen. Gunda Röstels Entschluss scheint festzustehen. Parteifreunde versuchen ihr den Rücken zu stärken: „Fischers Blick auf den Osten ist falsch, du wirst in den nächsten Monaten dringend in Berlin gebraucht.“

Gestern Mittag traf sich dann Rücktrittsforderer Fischer mit seiner Parteichefin zu einem Gespräch unter vier Augen. Es ist nur zu erahnen, mit wie viel Bitternis sie danach ihre Entscheidung trifft: Gunda Röstel bleibt in ihrem Amt.

Nick Reimer, Dresden

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