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Ganz ohne Treibhausgase geht es nicht

■ Auch Atomreaktoren setzen klimaschädliches Kohlendioxid frei: Es fällt bei der Herstellung der atomaren Brennstäbe an

Berlin (taz) – Auch Atomstrom kommt nicht völlig klimaneutral aus der Steckdose. Zwar erzeugen die AKWs im Betrieb keine Treibhausgase, wohl aber bei der Produktion der Brennstäbe. Dazu ist nämlich ein aufwendiges Verfahren nötig, das den eigentlichen Brennstoff aus dem geförderten Uranerz anreichert. Vergleichbare Prozesse spielen auch bei anderen Energiequellen eine Rolle: So ist Methan, ein wesentlicher Bestandteil des Erdgases, selbst ein Treibhausgas, sodass jedes Methanmolekül, das unverbrannt aus den Leitungen entweicht, das Klima schädigt. Dummerweise ist Methan selbst sogar 25-mal schädlicher fürs Klima als sein Verbrennungsprodukt Kohlendioxid.

Die in Deutschland allgemein anerkannte GEMIS-Datenbank des Öko-Instituts schätzt, dass pro Kilowattstunde AKW-Strom umgerechnet 35 Gramm Kohlendioxid freiwerden. Zum Vergleich: Bei Wasserkraft sind es 33 Gramm, bei Windkraft 20 Gramm, bei modernen Solarzellen sind es durch ihren aufwendigen Herstellungsprozess 107 Gramm pro Kilowattstunde. Ein moderner Steinkohlemeiler setzt mit deutscher Kohle 1.000 Gramm frei, ein modernes Gaskraftwerk alles in allem 400 Gramm an Treibhausgas.

Nun kann man in Kohle- und Gaskraftwerken, anders als bei Atommeilern, auch die Abwärme nutzen und sie etwa als Fernwärme in die Heizkessel von Wohnhäusern pumpen. Nimmt man das in die Rechnung hinein, ergibt sich eine Gutschrift für den eingesparten Brennstoff zum Heizen. Ein modernes Gaskraftwerk mit Wärmenutzung (so genannte Kraft-Wärme-Kopplung) käme dann auf 138 Gramm Kohlendioxid pro Kilowattstunde Strom – viermal so viel wie ein deutsches AKW.

Damit sind Gasturbinen nicht mehr so weit entfernt von der Atomkraft – und bereits besser, als Reaktoren in den USA. Dort wird nämlich ein energieaufwendigeres Verfahren zur Anreicherung der Brennstäbe verwandt, sodass ein AKW pro Kilowattstunde um die 150 Gramm Kohlendioxid erzeugt. Das ist endgültig nicht mehr klimafreundlich. urb

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