: Argentinien in der Hand privater Monopolisten
■ Die spanische und die französische Telefongesellschaft kassieren ab
Knapp 19 Prozent aller Haushalte in Argentinien sind im Besitz eines Computers. Acht Prozent der Argentinier und Argentierinnen surfen einmal pro Woche im Internet. Das Netz ist ein Luxus für die Oberschicht, und für die Zugangsanbieter ein Haifischbecken, in dem nur die wirklich Großen überleben. Der Grund ist einfach: Das staatliche Monopol in der Telekommunikation ist durch ein privates Monopol abgelöst worden.
Die spanische Telefónica und die französische Telecom haben sich den argentinischen Markt aufgeteilt. Beiden gehört je zur Hälfte die internationale Ferngesprächsgesellschaft „Telintar“, die gigantische Gebühren nimmt. Ein Gesetz verhindert, dass Konkurrenten ihre Dienste anbieten. Ende des Jahres soll zwar der Markt für Telefongespräche geöffnet werden, aber vom Ausgang der Präsidentschaftswahlen im Oktober hängt ab, ob das auch für Datenübertragungen gelten wird.
„So sehr ich auch wollte, ich kann keine Leitungen im Ausland kaufen“, beschwert sich Hernan Seoane von SSDNet, einem der größeren Provider. Das Monopol für Datenaustausch besitzt Telintar. Natürlich könnten sich die Anbieter eine Antenne aufs Dach stellen und die Daten von anderen Gesellschaften empfangen. Das ist eine juristische Grauzone“, sagt Seoane. Einen möglichen Prozess würde er wahrscheinlich gewinnen, aber bis dahin würde ihm die Telintar schlicht die Leitungen kappen.
Für eine brave Fünf-Megabit-Leitung zu ihrem „Network Accsess Point“ (NAP) verlangt Telintar pro Monat 15.000 Dollar. Das ist fast das Zehnfache der Summen, die etwa in den USA üblich sind. Hinter vorgehaltener Hand geben die Gesellschafter der Telintar zu, dass der Preis mit nichts zu rechtfertigen ist. Zwar ist das Telefonnetz im Großraum von Buenos Aires eines der modernsten in Lateinamerika, aber die Telfónica hat ihre Investitionen binnen weniger Jahre wieder hereingeholt.
Etwa 300 Provider insgesamt haben unter diesen Bedingungen trotzdem überlebt. Die Großen unter ihnen wie SSDNet oder die von der mächtigen Claron-Gruppe kontrollierte „Ciudad“, verkaufen Mietleitungen an die kleineren weiter. Unter 20.000 Kunden lohnt das Geschäft nicht. Viele Kleinprovider in der Provinz geben auf und werden aufgekauft. Billiger wird das Netz dadurch nicht. Im Durchschnitt kostet ein Anschluß etwa 70 Mark monatlich. Ingo Malcher
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