: Minijobs auf dem Rückzug
■ Zweiter Zwischenbericht der 630-Mark-Studie: Noch ist unklar, ob die Neuregelung des Gesetzes wirklich ein Erfolg für den Arbeitsmarkt ist. Firmen klagen über zu viel Bürokratie
Düsseldorf (dpa) – Rund ein Zehntel der 630-Mark-Jobs sind seit der Neuregelung der geringfügigen Beschäftigung zum 1. April verloren gegangen. Das ist das vorläufige Ergebnis einer Studie des Kölner Instituts für Sozialforschung und Gesellschaftspolitik (ISG) sowie der Unternehmensberatung Kienbaum im Auftrag der Landesregierungen von Nordrhein-Westfalen, Sachsen und Niedersachsen. Bundesweit sei die Zahl der geringfügigen Beschäftigungen zwischen April und Ende August um 700.000 auf 5,8 Millionen gesunken, erklärte NRW-Ministerpräsident Wolfgang Clement (SPD) gestern.
Für die Studie wurden in den drei Ländern 9.500 Firmen befragt. Knapp 2.000 Antworten sind im Zwischenbericht enthalten. 13 Prozent der befragten Firmen gaben an, dass sie die so genannten Minijobs in Voll- oder Teilzeitstellen umgewandelt haben. 14 Prozent haben nach eigenen Angaben reguläre Beschäftigte eingestellt. Dabei waren allerdings Doppelnennungen möglich. Eine Gesamtzahl zu den neu geschaffenen Stellen gibt es nicht. Die Unternehmen haben der Studie zufolge mit mehr Überstunden, Ersatzeinstellungen und der Streichung oder Einschränkung von 630-Mark-Jobs auf die Neuregelung reagiert. Drei Fünftel der geringfügig Beschäftigten hätten von sich aus gekündigt. Drei Viertel der Unternehmen beklagen bei der Befragung den bürokratischen Aufwand, drei Fünftel den Verlust von Arbeitsplätzen.
Die Untersuchung will die Auswirkungen der Gesetzesnovelle auf den Arbeitsmarkt, die Beschäftigten und die Firmen untersuchen. Für eine endgültige Bewertung der Ergebnisse sei es derzeit wegen des geringen Rücklaufs zu früh, hieß es. Zudem gebe es starke Unterschiede zwischen den Branchen. Zu den zehn Branchen, die unter die Lupe genommen werden, zählen Zeitungsverlage und -vertriebe, der Einzelhandel und das Hotel- und Gaststättengewerbe.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen