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Zehn Jahre Hollerland-KompromissWort gebrochen?

■ „Die Wirtschaft macht doch, was sie will“ – Bilanz der Naturschützer

Ein Jahrzehnt ist es her, und Naturschützer zittern immer noch um das Feuchtwiesengebiet: Heute vor zehn Jahren wurde der als „historisch“ gehandelte Hollerland-Kompromiss geschlossen. Das Vorhaben, im Hollerland eine Wohnbebauung zu starten, war damals von Hollerland-Schützer Gerold Janssen und seinen Mitstreitern abgewehrt worden: Am 5. Oktober 1989 unterzeichneten Bausenator Konrad Kunick, Baudeputationsprecher Karl-Heinz Schreiber, Bau- Staatsrat Manfred Osthaus und als Sprecher der Bürgerinitiative Gerold Janssen den Kompromiss. Die Wohn-Bebauung sollte auf die östlichen Flächen des Gebietes reduziert werden, der Hollerwald und das westlich angrenzende Grünland wurden 1991 in das Naturschutzgesetz als schützenswert aufgenommen.

„Wer glaubte, dass damit endgültig Ruhe um das Hollerland eingekehrt sei, sah sich getäuscht“, ist in einer neuen offiziellen Veröffentlichung von Umweltsenatorin Tine Wischer (SPD) zu lesen. Naturschützer Janssen deutlicher: „Spätestens seit dem März 1996 versucht die Bremer CDU in immer neuen Varianten, im Hollerland wahlweise einen Technologiepark, einen Autobahnzubringer oder beides koalitionspolitisch durchzusetzen.“

Rückblickend sieht Janssen den Kompromiss in mehreren Punkten gebrochen: Die Wohnbebauung sei näher an das Naturschutzgebiet herangerückt worden, als abgemacht; außerdem sollten direkt am Rand des Naturschutzgebietes nur freistehende Einfamilienhäuser stehen und keine Reihenhäuser; die Bauweise orientiere sich nicht an den ausgehandelten „traditionellen bremischen Architekturformen“ und die Forderungen nach Dach- und Wandbegrünung sei auf der Strecke geblieben. „Die Wirtschaft macht doch, was sie will“, fassen die Natrurschützer zusammen. cd

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