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Querspalte

■ Örtliche Betäubung

 Heute geht man nicht mehr zum Zahnarzt, sondern zum Implantatberater. Der Auftrag: die Wiederherstellung der Kauebene. Im Wartezimmer sitzen Menschen, die noch nicht wissen, ob sie ihre Zahnlücken AOK-kompatibel per Brückenlösung sanieren oder neomodernistisch durch Rein-Titanstifte, die tief in den Knochen eingebohrt werden. Dazu braucht man 2.400 Mark pro Zahnlücke und einen dicken, gut ausmineralisierten Kieferknochenkamm. Der Implantatberater lächelt unternehmungslustig: „Sie haben einen sehr schönen Kieferknochenkamm!“

 Implantatberater sind auch sonst furchtbar nett. Zu Zahnlücken sagen sie: „Da hat man ja ordentlich aufgeräumt bei Ihnen.“ Wissend um die Ängste des Patienten, zerstreuen sie aufkeimende Panikattacken durch beruhigend timbrierte, anschaulich vorgetragene Vergleiche. „Wir machen zwei Schnittchen in Ihr Zahnfleisch, und dann klappen wir das weg wie eine Gardine.“ Zuvor muss der Mann allerdings noch – bläckundecker-bläckundecker – unter örtlicher Betäubung mit dem Bohrer tief in den gut ausmineralisierten Kieferknochenkamm vordringen und die künstliche Wurzel anlegen. Das Implantat kann auch als Befestigungsanker für spätere Teil- oder Totalprothesenlösungen dienen. Huiii! Und am Schluss „schnüren wir Ihre Wunde wie ein kleines Paket zusammen“.

 Klar, dass zu 94 Prozent alles glatt geht. In lausigen „Einzelfällen“ kann es Blutungen, Entzündungen, Allergien, Gefühlsstörungen, Thrombosen geben! Aber keine Sorge: Nasenhöhleneröffnungen sind eine extrem seltene Komplikation. Muss das Implantat entfernt werden, kann später jederzeit ein neues eingesetzt werden. Vorausgesetzt, der Patient hat wieder 2.000 Mark. Auch mundhöhlenhaft empfiehlt sich übrigens die große Lösung. Think big: Je mehr Kunstzähne eingefräst werden, desto billiger das Einzelzähnchen. Die Rein-Titan-Rundumlösung ist das wahre Schnäppchen. Manfred Kriener

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