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Teure Nummern: Finger weg von 0190

■ Bei Anruf Cash: Die fünfte Ziffer ist entscheidend. Auch Verbraucherzentralen sind gezwungen, die teuren „Service“-Nummern anzubieten. Persönliche Beratung ist billiger

Unüblich, irreführend, sittenwidrig und damit unzulässig – so verurteilte das Landgericht Karlsruhe die Praxis eines Unternehmens, das per Telefon Jobangebote offerierte. Der Knackpunkt: Die Firma hatte in einer Stellenanzeige eine 0190er-Nummer der Telekom angegeben. Wer dort anrief, hörte „nur eine Bandansage von sieben Minuten Länge mit dem Hinweis, dass für 10 Mark schriftliches Informationsmaterial angefordert werden könne“, weiß man bei der Berliner Verbraucherzentrale. Kosten für den Anrufer: 25,44 Mark. Auch wer über die in TV-Sendungen gelegentlich eingeblendete News-Line per Telefon das Neueste über seinen Lieblingsstar erfahren will, sich an einem Gewinnspiel beteiligt oder die Wettervorhersage abhört, landet oft bei den sogenannten Service-Nummern, die mit den Ziffern 0190 beginnen. Der Anrufer bezahlt diesen „Service“ über seine Telefonrechnung: Der Gebührenzähler rattert, dass einem schwindelig werden kann. Trotz sinkender Preise bei den Telefongesellschaften benutzen viele Firmen das Telekom-Netz als Dukatenpresse. „Es ist daher wichtig zu wissen, bei welchen Telefonnummern die Alarmglocken läuten müssen“, warnen die Verbraucherschützer. Für den Geldbeutel am gefährlichsten seien Satellitenverbindungen, mit denen Teilnehmer weltweit erreicht werden könnten. Beispiel Inmarsat-Anschlüsse: „Ein Drei-Minuten-Gespräch kostet sage und schreibe 72 Mark.“

Welche 0190er-Nummer richtig teuer ist, zeigt die fünfte Ziffer. Ein Anruf beispielsweise unter einer Rufnummer, die mit 01908 beginnt, ist für 3,63 Mark pro Minute zu haben. Die sechs am Ende kostet immerhin noch 0,73 Mark pro Minute. Wer also auf Nummer sicher gehen will, meidet die Rufnummern, bei denen die 0190 am Anfang steht – oder überlegt zuvor sehr genau, ob er die dort offerierten Informationen auch tatsächlich benötig. Das gilt auch für die Auskunft der Telekom, die allein als Grundpreis für die ersten 30 Sekunden 0,97 Mark kassiert – gleichsam dafür, dass dort überhaupt jemand den Hörer abnimmt. Hinzu kommen von Anfang an pro 3,8 Sekunden weitere 12,1 Pfennig. Wer sich stattdessen zwei Minuten Zeit nimmt und im Telefonbuch blättert, kann also richtig Geld verdienen.

Auch Verbraucherzentralen selbst nutzen allerdings die teuren Nummern. Im Zuge der Kürzungen ihrer Etats noch durch die Kohl-Regierung sind sie zu einem schmerzhaften Spagat gezwungen: Einerseits sollen sie ihren Auftrag der unabhängigen Verbraucherberatung erfüllen, andererseits entzog man ihnen das dafür notwendige Geld. Was bleibt, ist, den ratsuchenden Verbraucher zur Kasse zu bitten, beispielsweise ihn telefonisch per 0190-Nummer zu beraten. Fairerweise rät die Verbraucherzentrale Berlin selbst, ihre kostenpflichtige Rechtsberatung (3,63 Mark je Minute) „mit Bedacht zu nutzen“. Sie sei allenfalls geeignet für kurze Beratungen unter vier Minuten. Wer mehr Zeit benötigt, besonders bei komplizierten Angelegenheiten, solle sich in der Zentrale einen Termin geben lassen – dort kostet die Beratung pauschal 15 Mark.

Harmloser, weil billiger, sind Nummern, die mit den Ziffern 0180 1/2/ oder 4 beginnen. Die 1 nach der Null ist Ortstarif, die 2 kostet 12 Pfennig pro Gespräch und für die 4 zahlt man pauschal 48 Pfennig. Sie werden nicht selten von Unternehmen angeboten, die bundesweit unter derselben Rufnummer erreichbar sein wollen. Die Anrufer werden zur jeweils nächst gelegenen Filiale im Netz weitergeleitet, beispielsweise bei den Pannendiensttelefonen einiger Automobilclubs. alo

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