piwik no script img

Shacklemania zum Millenium

Arved Fuchs und Co machen sich auf den Weg nach Kap Hoorn: In einer Nussschale in die Antarktis  ■ Von Ulrike Winkelmann

Was manche Leute unter Spaß verstehen. „Es wird uns allen nicht gut gehen“, verkündete Arved Fuchs gestern der Presse. „Aber wir sind bester Dinge.“ Fuchs will mit ein paar FreundInnen in die Antarktis, zum Segeln.

Am Museumshafen Övelgönne stellte der gelernte Seemann, neben dem Konditor Rüdiger Nehberg der andere Abenteurer aus dem HVV-Einzugsgebiet und daher bei Hamburger Lokalreportern und anderen Stubenhockern besonders beliebt, seine nächste Tour vor: Gefährlich „bis zum Anschlag“, wie Fuchs im ihm eigenen Frontberichterstatter-Tonfall gerne zugibt, aber mit „realen Chancen“, lebend wieder nach Hause zu kommen.

Feuchte Kälte vom Windigsten steht dem 46-Jährigen aus Bad Barmstedt und seinen drei MitabenteurerInnen bevor: Die Odyssee des Polarforschers Sir Ernest Shackleton wollen sie nachvollziehen. Nachsegeln.

Shackleton war 1914 mit 27 Männern aufgebrochen, um die Antarktis zu durchqueren. Sein Schiff „Endurance“ blieb jedoch im Eis stecken, und die Crew rettete sich auf den unwirtlichen Felsen Elephant Island. Von hier aus segelte Shackleton mit dem sieben Meter langen Rettungsboot „James Caird“ und zwei weiteren Männern durch das stürmischste Meer der Welt nach Südgeorgien östlich von Kap Hoorn. Wo noch noch 1500 Meter hohe Berge überquert werden mussten, um zur Walfangsta-tion Stromness zu gelangen und Hilfe zu organisieren.

Die Sache mit der Antarktis-Durchquerung hat Fuchs nun bereits mit seinem Kollegen Reinhold „Zeh-ab“ Messner vor zehn Jahren erledigt. Damals, sagt Fuchs, sei ihm bereits die Idee gekommen, „die Reise des Shackleton im Maßstab eins zu eins zu dokumentieren“. Also in einem Nachbau der Shackleton-Nussschale, der „James Caird II“, dem Briten hinterherzureisen. Eine halbe Million Mark kostet das Unternehmen.

Gestern lag die „James Caird II“ mit der hübschen Tatze des Hauptsponsors (nicht die taz) auf dem braunen Segel noch am Museumshafen in der Sonne. Nicht mehr lange. Am 9. November soll sie vom Kreuzfahrer „Hanseatic“ nach Süden verfrachtet werden, um am 6. Januar 2000 vom Nordzipfel der Antarktis Richtung Elephant Island aufzubrechen.

„Experimentelle Archäologie“ nennt Fuchs das Konzept: „Wir werden uns wie Shackleton mit Sextanten und Tabellen orientieren“, aber für den Fall der Fälle habe man einen Satelliten-Navigator dabei. Anders als das Shackleton-Team wolle man bei Hunger keine Pinguin-Kolonien dezimieren, sondern habe viel Fett-Fleisch-Pastete Pemmikan sowie Gefriertrockenfutter im Gepäck.

„Safe return doubtful“ war der letzte Satz der Annonce, die Shackleton 1914 aufgegeben hatte, um Männer anzuheuern: Sichere Heimkehr zweifelhaft. Als sicher dagegen galten „Ruhm und Ehre“.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen