: Ex-Treuhand-Chefin konnte ruhig schlafen
■ Birgit Breuel als Zeugin im Vulkan-Prozess: Über die Gefahr des Subventionsbetrugs und des bevorstehenden Werftenkonkurses war die Managerin angeblich nicht informiert
Bremen (taz) – Birgit Breuels Erinnerungsvermögen lässt zu wünschen übrig. Gestern sagte die ehemalige Chefin der Treuhand-Anstalt als Zeugin im Vulkan-Prozess vor der Wirtschaftsstrafkammer des Bremer Landgerichts aus. Bis zu ihrem Ausscheiden aus der Treuhand Ende 1994 habe es keine Hinweise über Missbrauch der Subventionen durch den Bremer Schiffbaukonzern gegeben, erklärte Breuel.
An vieles aus den Treuhand-Vulkan-Jahren konnte sich die jetzige Expo-Geschäftsführerin nicht mehr erinnern. Nur daran, dass sie bis zu ihrem Ausscheiden aus der Treuhand zu keiner Zeit glaubte, dass der Bremer Vulkan Liquiditätsprobleme bekommen könnte. Am achten Verhandlungstag ging es vor allem um ein Treffen Breuels mit Manfred Timmermann, dem ehemaligen Controller beim Vulkan. Im Bremer Vulkan-Untersuchungsausschuss hatte Timmermann erklärt, dass er im Dezember 1993 Breuel vertraulich informiert hätte, der Vulkan wäre vermutlich nicht in der Lage, das Geld zweckgemäß für Investitionen in den Ostwerften zu zahlen.
Solche Andeutungen will die Ex-Treuhand-Chefin nicht gehört haben: Wenn Timmermann damals irgendetwas zum Missbrauch der Mittel gesagt hätte, „hätte ich das als Alarmsignal allererster Güte verstanden und sicher noch in Erinnerung“, meinte Breuel.
Im Gegenteil: „Im Frühjahr 1994 hatte ich die Wahrnehmung, eine Rückführung der Gelder in die Ostwerften sei jederzeit gewährleistet.“ Und im dritten Quartal 1994 hätte sie von Bankhäusern Informationen bekommen, dass sich die wirtschaftliche Situation verbessert hätte. Von dem Konkurs des Vulkan-Verbundes, der auch 850 Millionen Mark Ostsubventionen verfrühstückt hatte, sei sie 1996 dementsprechend „schockiert“ gewesen.
Bei Risikogeschäften sei Breuel doch sonst immer „im Quadrat gesprungen“, zitierte die Staatsanwaltschaft die Ex-Treuhand-Chefin. Warum nicht beim Vulkan? Grundsätzlich habe es keine Einwände gegeben, dass die Treuhand-Mittel in der zentralen Konzernkasse verwendet wurden, sagte Breuel: Solange ausreichend Mittel für Investitionen „jederzeit verfügbar zu den Terminen, die im Vertrag genannt waren“, bereit standen.
Als es um Investoren für die Sanierung der Ostwerften ging, hätte sich die Treuhand 1991/92 in ganz Europa intensiv umgehört: „Aber es stand keiner Schlange bei uns – leider.“ Denn die Treuhand habe nicht nur einzelne Rosinen aus den maroden Ostwerften verkaufen wollen.
Ohne die Fortführung der Arbeitsplätze hätte sie nicht verhandelt, sagte Breuel. Besonderes Interesse an der Übernahme der ehemaligen DDR-Werften an der Ostseeküste habe damals nur der Vulkan Verbund gezeigt.
Dorothee Krumpipe
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