: Vom Wind- zum Wasserstrom
■ Betreibergemeinschaft baut Wasserkraftwerk an der Fuhlsbütteler Schleuse
Es schluckt bis zu 3,6 Kubikmeter Wasser, verfügt über ein Fischfluchtrohr und kann 170 Haushalte mit Strom versorgen – richtig schnuckelig, das Wasserkraftwerk, welches die Betreibergemeinschaft Windstrom Wedel (UWW) an der Fuhlsbütteler Schleuse bauen will. Für voraussichtlich 1,6 Millionen Mark will die UWW den Plan – ursprünglich ein Projekt der Umweltbehörde, das nach einer öffentlichen Ausschreibung wegen zu hoher Kosten eingestellt wurde – jetzt aufleben lassen.
Die Betreibergemeinschaft gründete sich als GmbH&Co.KG 1989 aus „umschalten e.V.“ und gehört zu den Pionierinnen der Windenergie in Deutschland. Nach eigenen Angaben hat sie seit 1992 vier Windräder vollständig privat finanziert. Bis Ende 1997 hatten sich 340 Männner und Frauen mit 1,3 Millionen daran Mark beteiligt. Seit 1993 betreibt die UWW außerdem das Blockheizkraftwerk im Ottenser Werkhof.
Für das neue Projekt an der Fuhlsbütteler Schleuse hat die UWW die alten Pläne der Stadt überarbeiten lassen: Ein Teil des Wassers, das an der Schleuse vorbeiströmt, wird abgezweigt und über ein Gefälle von vier Metern durch eine Kaplanturbine geleitet. Diese treibt einen Generator an, der rund 500.000 Kilowattstunden Strom im Jahr erzeugen wird. Turbine und Generator werden unter der Erde arbeiten.
Die Wasserstromer treiben einigen Aufwand, um zu verhindern, dass Fische in der Turbine geschnetzelt werden: Der Zulauf wird überdimensioniert, damit das Wasser nur langsam einströmt. Ein Fluchtrohr nebenan soll dagegen durch seine hohe Strömung die Fische ansaugen, so dass diese sicher an der Turbine vorbeischwimmen können. Zusätzlich verhindert ein feiner Rechen, dass Fische und Treibgut in die Anlage gelangen.
Am 1. November ist Baubeginn, im April soll das kleine Kraftwerk betriebsbereit sein. Der Strom werde zunächst an die HEW verkauft, sagt Michael Luhn von der Betrei-bergemeinschaft. Mit anderen Abnehmern werde gesprochen. „Wir wollen eigentlich an einen der alternativen Anbieter verkaufen“, sagt Luhn. Um die anderthalb Millionen Mark für die neue Anlage zusammenzubringen, sucht die UWW weitere stille GesellschafterInnen, die sich mit mindestens 2000 Mark beteiligen wollen.
Bei der Geldanlage geht es allerdings in erster Linie darum, umweltverträgliche Energieerzeugungsanlagen zu errichten. Eine höhere Rendite als bei einem Sparbuch sei nicht drin, sagt Luhn. Dafür könnten mit dem Wasserkraftwerk gegenüber einem Kohlekraftwerk mehr als 300 Tonnen Kohlendioxid und 21 Tonnen Flugasche pro Jahr vermieden werden, rechnet die UWW vor.
Gernot Ködler
Interessenten melden sich unter Fon 040/390 66 13, Fax 3990 0888
Links lesen, Rechts bekämpfen
Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen