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Mehr als Drogen und Arbeitslosigkeit

Junge Menschen aus vier Ländern suchen in Hamburg nach Perspektiven  ■ Von Sandra Wilsdorf

„Wir wollen ein Zentrum einrichten, in dem arbeitslose Jugendliche sich beraten lassen können. Bei uns gibt es für junge Menschen nichts, absolut nichts“, sagt Pedro über sein Heimatdorf im spanischen Conil. Nur Drogen und Arbeitslosigkeit hätten sie reichlich. Aber Pedro hat einen Traum: „Wir wollen, dass Jugendliche, die keine Arbeit haben, welche finden.“

Diesem Traum will er in Hamburg ein bisschen näher kommen. Im Austausch mit Menschen aus Deutschland, Marokko und der Türkei erhoffen sich Pedro und seine spanischen Freunde Ideen, wie sie bei sich zu Hause etwas ändern können.

Zwölf Tage sind die zehn Türken, Marokkaner und Spanier zu Gast in Hamburg bei Jugendsozialarbeit Schanzenviertel und dem freien Kinder- und Stadtteilzentrum KIZ. Sie alle sind in ihren Heimatländern in der Jugendarbeit tätig. Zwei TeilnehmerInnen aus der türkischen Delegation arbeiten mit Kindern und Jugendlichen, die weder Zuhause noch Familie haben. Über ihre Arbeit tauschen sie sich hier miteinander und mit den Deutschen aus.

Der Besuch gehört zu dem Projekt „Euro Jam“, Jugend-Austausch-Migration, und soll ein Anfang sein. Denn die Delegation soll während ihres Hamburg-Aufenthaltes weitere Besuche vorbereiten: „Wir wollen in den kommenden drei Jahren mit jeweils zehn bis zwölf Jugendlichen aus der Türkei, Marokko, Deutschland und Spanien jedes Land besuchen“, erklärt Anette Mohr vom KIZ. Die Idee ist dabei, dass arbeitslose, von Arbeitslosigkeit bedrohte oder andere sozial benachteiligte Jugendliche durch den Kontakt mit den anderen Kulturen mehr Selbstbewusstsein entwickeln. „Wir haben da bereits gute Erfahrungen mit Jugendaustausch gemacht. Einmal waren wir unter anderem mit jungen Türken in Spanien. Weil die den Autonomiekonflikt zwischen Basken und Spaniern nachvollziehen konnten, haben sie plötzlich auch ihre eigene Haltung zu den Kurden hinterfragt.“

Schwerpunkt bei dem jetzigen Projekt ist auch das Verhältnis der islamischen zu der christlich-europäischen Kultur. Deshalb gehört zum Hamburg-Programm auch ein Besuch in der Moschee. Auch sonst stehen kulturelle Besonderheiten der einzelnen Teilnehmer im Vordergrund: Jeder wird einmal dafür zuständig sein, die anderen mit Spezialitäten aus dem jeweiligen Land zu versorgen. Außerdem fährt die Gruppe nach Brüssel und führt dort ihr Projekt vor. „Schließlich wird das Projekt auch aus EU-Mitteln bezahlt“, sagt Anette Mohr.

Beinahe wäre die Idee übrigens eine Idee geblieben: Die marokkanische Delegation konnte erst einige Tage später anreisen, weil sich die deutsche Botschaft ziemlich lange zierte, bevor sie die entsprechenden Visa herausrückte.

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