piwik no script img

Schilda-Streit schon fast vorbei

■ Aus „BHV“ wird jetzt „BX“, und sonst ändert sich nix? Wohl doch: Bremerhaven verabschiedet sich vom eigenen Kennzeichen

Ein trockener Satz in den Koalitionsvereinbarungen von SPD und CDU in Bremerhaven beendet, was als Sommerlochthema letztes Jahr belustigende Wellen geschlagen hatte: „Der Antrag beim Bundesverkehrsministerium auf Veränderung des Kfz-Zulassungskennzeichen für Bremerhaven wird zurückgezogen“, steht da. Bye bye, „BHV“. Auch in Zukunft werden Bremerhavener Blechkarossen das profane „HB“ auf ihren Schildern tragen.

Jetzt wird sich munter abgesetzt. „Bei mir gab es keinen Sinneswandel“, sagt der SPD-Fraktionschef und designierte BHV-OB Jörg Schulz. „Mich hat es damals nicht überzeugt, und heute überzeugt es mich auch nicht.“ Das neue Signet, um die Debatte „Hopplahopp“ in der Sommerpause angezettelt worden sei, habe er immer für ein „technokratisches Zeichen“ gehalten. Und auch sein CDU-Kollege Hans Jochen Petersen sagt: „Ich war noch nie dafür“. Es sei nicht gerade ein günstiges Zeichen, wenn in einem kleinen Bundesland zwei Nummernschilder existieren, die damit auch eine Trennung und nicht eine Verbundenheit symbolisierten.

Nachdem der ehemalige Oberbürgermeister Manfred Richter im August 1998 den Vorschlag einer Werbefirma aufgegriffen und den Magistrat hinter sich gebracht hatte, war auch die Stadtverordnetenversammlung mit dem Thema befasst worden. Ergebnis: 29 von 48 Stimmen plädierten für ein neues, dreistelliges Nummernschild. Der Landes-Bausenator wurde beauftragt, bei den zuständigen Bundesbehörden einen entsprechenden Antrag zu stellen. Das geschah tatsächlich, doch noch immer hängt der Antrag in der ersten Instanz, dem Bundesjustizministerium – der Umzug nach Berlin sei schuld für die Verzögerung. Das Verkehrsministerium und der zustimmungspflichtige Bundesrat wurden noch nicht mit dem Thema behelligt und werden es in Zukunft wohl auch nicht mehr.

Vorsichtig rudert jetzt aber der wohl zukünftige Bürgermeister Jörg Schulz zurück, der „persönlich sehr gut mit HB leben kann“. Auf ein eigenes Kennzeichen müsse nicht unbedingt verzichtet werden, wenn es dazu beitrage, das „Binnenmarketing“ der Seestadt zu stärken. Allerdings müsse das Zeichen einen historischen Bezug haben; wie etwa die traditionelle Kennung der Fischereifahrzeuge „BX“. Eine solche Entscheidung müsse aber in einem ausführlichen Diskussionsprozeß mit den Bürgern fallen.

Noch ist nicht alles zu spät für die Kennzeichen-Befürworter. Beim zuständigen Bausenator sei noch kein Ansinnen des Magistrats vorgetragen worden, den Antrag aus Berlin zurückzupfeiffen, sagt ein Sprecher auf Anfrage. Bislang sei die Angelegenheit nur eine politische Willenserklärung. Wenn BHV nicht bis Jahresfrist handelt, könnte es ein neues Kennzeichen bekommen, ohne zu wollen. cd

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen