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Kaufleute zur StadtplanungNeue Obernstraße

■ Geplante City-Verschönerung wird besser aufgenommen als erwartet

Im Bauressort herrscht Erleichterung. Die – zumeist – Herren Planer nämlich haben es mit der kritischen Öffentlichkeit nicht immer leicht. Doch am Montag Abend in der Bremer Handelskammer fanden ihre Vorstellungen von einem Verschönerungsprogramm für Obern- und Hutfilterstraße vor den Kaufleuten der Innenstadt mehr Zuspruch als erwartet. Die geschickte Moderation der zweistündigen Versammlung, zu der Gastronomen, Händler und EigentümerInnen der Immobilien geladen waren, trug dazu bei, dass schließlich eine „Interessengemeinschaft Obernstraße“ gegründet wurde – beachtlich für ein Gebiet, in dem es dem Handel bisweilen nicht einmal gelungen war, sich auf eine weihnachtliche Beleuchtung der Shopping-Meile zu einigen.

Von rund 80 Eingeladenen seien rund 60 gekommen, atmet Rainer Imholze, der in der Baubehörde für die Innenstadtentwicklung zuständig ist, nachträglich auf. Besonderer Erfolg: Das Interesse der EigentümerInnen. Denn nur die gute Absicht von Pächtern, die Wirkung schlimm verschandelter Fassaden oder überdimensionierter Werbetafeln zu korrigieren, birgt wenig Aussicht auf Umsetzung des Programms. Dies sieht im Rahmen des auf insgesamt 75 Millionen Mark festgeschriebenen „Sofortprogramms Innenstadt“ bis zum Jahr 2004 fünf Millionen Mark für Obern- und Hutfilterstraße vor. Doch die Neugestaltung etwa des Straßenpflasters allein würde von den Entwicklungen der letzten Jahrzehnte – eintönige, nicht ansprechende Fassaden, Verfall, sowie auf Kommerz, aber nicht auf Ästhetik ausgerichtete Gestaltung insgesamt – nicht ablenken können. „Jeden Bauantrag muss schließlich der Vermieter stellen“, seufzt Imholze. Umso größer sein Aufatmen, dass von denen „überraschend viele“ vom Face-Lifting der City zu überzeugen waren.

Neben dem Willen der Behörde, für die Neugestaltung der Fußgängerzone Geld auszugeben, ist zusätzlich das aufgelegte „Fassadenprogramm“ von rund 4,8 Millionen Mark hilfreich. Zwischen 20 und 50 Prozent der Kosten für eine Fassadensanierung könnten den Hausbesitzern bezuschusst werden. „Natürlich nicht, wenn die Front sowieso erneuert werden muss“, schränkt Imholze ein. Erste Interessenten für das Aufmöbeln der Straßenfront seien Brinkmann und Karstadt.

Auch das ist ein Ergebnis des Abends, zu dem der Bremer Hochschulprofessor Norbert Hellwig mittels einer von der Behörde finanzierten „Bestandsaufnahme“ beitrug: Bei den oft viel geschmähten „Filialisten“, die zum Abweichen von ihrer – bisweilen wenig ansprechenden – normierten Fassade kaum zu bewegen waren, hat sich viel getan. Als ein Paradebeispiel gilt der neue Laden der Parfümerie-Kette Douglas in der Sögestraße. Als Gegenstück gelten eine Schuhhaus-Görtz-Filiale oder ein Bennetton-Laden. Mit solchen Beispielen und einer computersimulierten Vision von einer schönen Obernstraße überzeugte der Professor schließlich viele – wenn auch nicht alle. „Manche fürchten schon, dass eine Einschränkung, etwa im zweiten Stock noch fett zu werben, ihnen Schwierigkeiten machen könnte, neue Pächter zu finden“, heißt es beim Einzelhandelsverband Nordsee. ede

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