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■ Transit III: Westberliners Trip

[...] Wir wohnten in der Westberliner Enklave, fühlten uns wohl dort, umgeben von der Deutschen Demokratischen Republik, von der wir sicher andere Vorstellungen hatten als die DDR-Bewohner selbst. [...] Wir waren stolze Besitzer eines Lloyd 300 – dem so genannten Plastikbomber, und wir waren stolze, bemühte Eltern eines gerade einjährigen Filius. Unseren Plastikbomber rüsteten wir um in eine Mischung aus Reisevehikel und Spielplatz, damit der verwöhnte Filius trotz langer Fahrt bei Laune blieb. [...] Eine Durchfahrt durch die „Täterä“ schien uns gefährlicher als eine Urwalddurchquerung, aber das Reisefieber war präsent.[...] Unterwürfig warteten wir vor den Grenzübergängen auf die hoheitsvolle Aufforderung, nach vorn und in die vorgegebene Reihe sich einzugliedern. Wir wurden um und um gewendet, samt aller Habe, um eventuell Verbotenes aufzustöbern. Ein erstes Aufatmen gab es, wenn wir endlich alle wieder ins Auto einsteigen durften, alle Stop-Gebote passiert hatten, die Reisepässe in der verkrampften Hand hielten und auf der holpernden Transitstrecke [...] Richtung Helmstedt rollten. Nach gut zwei Stunden landeten wir an der vorgeschriebenen Ausreisestelle in Marienborn. [...]

Mit finsterer Miene wechselte der gestrenge Blick (des Grenzbeamten) mehr oder minder argwöhnisch vom Reisepassfoto zum Gesicht und umgekehrt, besonders, wenn die Haarfrisur etwas anders ausgefallen war als im Passfoto gezeigt. „Tschuldigung, ich war grad noch beim Frisör.“ Flau wurde einem in der Magengegend, wenn einem der Pass – „zwecks Kontrolle!“ – abgenommen wurde, dieser dann in einer geheimnisvollen Klappe verschwand, um nach einer mehr oder weniger langen Wartzeit 10, 20 oder auch 50 Meter weiter wieder aufzutauchen [...], und dann kommtarlos zurückgereicht wurde. Ohne Pass waren wir [...] schlicht ein Nichts. [...]

Aus einer Leser-Geschichte

von Karin Claessens, Berlin

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