piwik no script img

Der heiße Draht zum Arbeitsrecht

■ DGB-Rechtsberatung im Call-Center: Pilotprojekt „Helpline“ erteilt telefonisch Auskünfte über Arbeits- und Sozialrecht

Die DGB-Rechtschutz GmbH hat in Hamburg ein Pilotprojekt initiiert: Gewerkschaftsmitglieder können sich neuerdings über eine „Helpline“ bei Arbeits- oder Sozialrechtskonflikten ad hoc telefonisch beraten lassen. Über eine Hotline werden ihnen Ratschläge, konkrete Hilfestellungen und Einschätzungen über Rechtslagen gegeben und die Betroffenen dann an die zuständige Gewerkschafts-Instanz zwecks Rechtsschutzerteilung weiter vermittelt.

Früher war der Weg zum gewerkschaftlichen Rechtsschutz, der fester Bestandteil der Mitgliedschaft ist, oft mühsam. Bei einer Kündigung etwa suchte der Betroffene bislang zunächst seine Gewerkschaft auf, die erteilte ihm Rechtsschutz und schickte ihn danach erst einmal zur Terminabsprache bei der DGB-Rechtsstelle.

Im April 1998 wurden die bundesweit 160 Rechtsstellen zu einem Profitcenter zusammengefasst und in die DGB-Rechtsschutz GmbH outgesourcet, die seither der Konkurrenz des Marktes unterworfen ist. Mit dem neuen Helpline-Callcenter wollen die Gewerkschafter nun auf die Bedürfnisse möglicher Klienten eingehen. „Das ist eine klare Verbesserung des Services“, erklärt Projektleiter Peter Bauer.

Wochentags zwischen 15 bis 20 Uhr stehen acht Rechtssekretäre in Fragen des Arbeits- und Sozialrechts zur Verfügung. „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass Betroffene ungern zu normalen Zeiten aus dem Betrieb anrufen mögen“, begründet Helpline-Rechtsekretär Peter Immel die ungewöhnlichen Arbeitszeiten. Der Service ist denkbar einfach: Der Hilfesuchende muss nur Gewerkschaft und Mitgliedsnummer angegeben und schon wird ihm telefonisch geholfen, ohne dass er erst aufwendig einen Termin machen muss. „Je eher jemand sich von uns rechtlich beraten lässt, desto höher liegt später die Erfolgsquote,“ so Bauer. 40 Sekunden Beratungszeit kosten 12 Pfennig.

Für die DGB-Rechtsschutz GmbH ist die neue Leistung zugleich Werbung. Während in ländlichen Gebieten den DGB-Rechtlern viele Anwälte in Sachen Arbeitstecht nicht das Wasser reichen können, ist in den Ballungsraum Hamburg die private Konkurrenz gewachsen. „Akquisition steht zwar nicht im Vordergrund“, beteuert Immel, er hofft aber, dass es gelingt, „die Märkte, die uns flöten gegangen sind, wieder zurückzugewinnen“. Kai von Appen

Helpline: 018 03-11 83 37.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen