: Schifffahrt ist kein Geschäft
Die Nachfrage nach Seminaren zur Rechtschreibreform hält sich in Grenzen. Die einen wissen es längst, den anderen ist es egal ■ Von Sandra Wilsdorf
Tipp mit zwei „p“, Schifffahrt mit drei „f“: Den meisten Leuten ist ist das scheinbar völlig wurscht. Seit dem 1. August schreiben Nachrichtenagenturen und die meisten Zeitungen nach der neuen Rechtschreibung. Einen Run auf Kurse oder Seminare, die die neuen Regeln vermitteln, hat es in Hamburg bisher jedoch noch nicht gegeben. „Wir haben nicht mehr Anmeldungen für entsprechende Kurse als sonst“, sagt Almut Schladebach, bei der Hamburger Volkshochschule (VHS) für den Bereich Grundbildung zuständig. Für den Kurs „Mehr Sicherheit in der neuen Rechtschreibung“ gebe es sogar weniger Anmeldungen als üblich.
Und wenn Leute schon lernen wollen, was nun korrekt sein soll, dann möchten sie sich damit nicht lange aufhalten. Der Crash-Kurs, der Mitte November auf dem VHS-Programm stand, „der war gleich voll. Wir haben noch einen zweiten eingerichtet“, sagt Schladebach. Natürlich würden auch die üblichen Kurse wie „Rechtschreibung und Zeichensetzung“, „Mehr Sicherheit in der Rechtschreibung“ und der „Deutsch-Intensivkurs“ nach neuen Regeln unterrichtet.
Auch Betriebe näherten sich dem Thema eher gemächlich. „Es geht jetzt langsam los, dass Unternehmen sich dafür interessieren, dass wir ihnen Kursleiter zur Verfügung stellen, die den Mitarbeitern die neuen Regeln erklären“, weiß Schladebach. „Bildung auf Bestellung“ heißt dieses Angebot der VHS.
Die Beobachtung, dass es, wenn überhaupt, schnell gehen muss, hat auch Antje Voit, Schulsekretärin an der Staatlichen Abendwirtschaftsschule gemacht: „Wir bekommen viele Anfragen, aber die meisten Leute wollen Schnellkurse. Wir bieten aber Seminare an, die einmal in der Woche sind.“ Beispielsweise zu Themen wie „Kaufmännischer Schriftverkehr“ oder „Richtiges Schreiben“. Antje Voit will da demnächst selber mal mitmachen. „Ich bin schon 57, aber es gibt ja kein Alter, in dem man sich nicht weiterbilden kann.“
Helga Tilden, bei der Grone-Schule für Firmen- und Tagesschulungen zuständig, hat bei den Unternehmen zwei Extreme festgestellt: „Viele haben die Schulungen schon hinter sich“, erzählt sie. Etliche Verlage beispielsweise hätten bereits im Sommer Intensivkurse für ihre Mitarbeiter gebucht – vier pralle Stunden, inklusive Übungen. „Die anderen Unternehmen sind da eher zögerlich“, sagt Helga Tilden. Auch von Werbeagenturen, die ja ebenfalls täglich mit Sprache zu tun haben, seien bisher nur wenig Anmeldungen eingegangen.
Und selbst auf der Seite derer, die nun anders schreiben müssen, wird die Sache noch eher gemächlich betrieben. „Ich merke mir die meisten Sachen, wenn ich sie selber lese“, sagt Angelika Hunger vom Büroservice City Office Hamburg. Manchmal sieht sie im neuen Duden nach, „aber so etwas wie Tipp mit zwei „p“ merkt man sich ja sofort.“ Demnächst soll ein neues Computerprogramm die Arbeit erleichtern. „Den meisten Kunden ist aber noch egal, ob wir nach alter oder nach neuer Rechtschreibung schreiben.“
Immerhin: Auch wenn die neuen Regeln noch nicht sehr viele Menschen bewegen, so haben sie doch ihr Gutes: „Für Leute, die vorher Schwächen in der Rechtschreibung hatten, ist die Reform ungeheur entlastend. Denn sie sind jetzt nicht mehr die einzigen, die damit Schwierigkeiten haben“, sagt Almut Schladebach.
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