: Ein Stadtteil steht nicht auf Steg
■ Gesundheitszentrum St. Pauli: Streit um den Obdachlosentreff „Caf-Fee“ und das Winternotprogramm
Um das „Gesundheitszentrum St. Pauli“ ist zwischen der Stadterneuerungsgesellschaft (Steg) und der „Initiative ein Stadtteil steht auf“ ein handfester Konflikt entbrannt. Auslöser ist die Weigerung der Steg, der Ini, die seit September im Ex-Schwesternhaus den Obdachlosentreff „Caf-Fee“ betreibt, ungenutzte Räume des Ex-Hafenkrankenhauses für ihr Winternotprogramm für Obdachlose zur Verfügung zu stellen.
„Wir haben im vorigen Winter über 20.000 Mahlzeiten an Obdachlose ausgegeben“, erklärt Ini-Sprecher Dieter Hanisch. Im vorigen Winter gehörte das Gelände aber noch dem Landesbetrieb Krankenhäuser (LBK), und die Ini hatte die Station D aus Protest gegen die Klinik-Schließung besetzt. Nach der Eröffnung der Notfall-Ambulanz im Juli und der Obdachlosen-Station durch die Caritas gab die Ini ihre Besetzung auf und eröffnete das „Caf-Fee“.
Doch kaum ist der Steg das Gelände vom LBK zum 1. Dezember übertragen worden, gibt es Ärger. Denn die Steg lehnt das Winternotprogramm ab. „Wir haben Zweifel an der Notwendigkeit“, erklärt deren Sprecher Norbert Nähr. Notfalls könne durch die Caritas der Bedarf gedeckt werden. Doch die 16-Betten-Station ist ausschließlich kranken Obdachlosen vorbehalten und nicht auf Massenverpflegung ausgerichtet.
Und noch eine Steg-Maßnahme ist zum Zankapfel geworden. Nach der Übernahme vom LBK soll nun die „symbolische Miete“ des ausschließlich aus Spenden finanzierten „Caf-Fee“ um 800 Prozent auf über 2000 Mark erhöht werden. „Es war mit der Steg Einverständnis erzielt worden“, beteuert Hanisch, „dass auch nach der Übernahme die symbolische Miete von 250 Mark bestehen bleibt.“
Das sieht die Steg inzwischen anders. Die Sprecherin des Trägervereins Gesundheitszentrum, Scholeh Razzani, warnt vor den Folgen: „Die Steg unterschätzt aufgrund des neuen Mietvertrages den Ernst der Lage dieses Projektes.“
Kai von Appen
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