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■ Worldwatch-Institute veröffentlicht Studie zu PapierverbrauchViel recycelt, mehr verbraucht

Das papierlose Büro ist eine Illusion. Wer bei der Arbeit täglich Berge aus Fax- und Computerdruckern herausquellen sieht, kann über die euphorischen Visionen der Siebziger nur lächeln. Denn das Gegenteil ist wahr geworden: Gerade an den computerisierten Schreibtischen nimmt der Papierverbrauch gnadenlos zu. Druckerpapier ist der am stärksten wachsende Papiermarkt, berichten die Umweltexperten des Worldwatch-Institutes in einer neuen Studie. Dieser Verbrauch schadet natürlich der Umwelt. Mehr Recycling ist ein Mittel dagegen – und die Deutschen können sich rühmen, die fleißigsten Altpapiersammler der Welt zu sein. Inzwischen wird hierzulande mehr gesammelt, als abgesetzt werden kann. Rund sechzig Prozent des Papiers wird in Deutschland aus Altpapier hergestellt, EU-weit sind das gerade mal knapp 50 Prozent. Doch trotzdem ist dieser Anteil durchaus noch zu steigern: So werden beispielsweise noch immer Schulhefte und Kollegblöcke aus normalem Papier gekauft – wozu braucht man Unterrichtsnotizen auf solch edlen Stoffen?

Der Energieverbrauch für die Herstellung von normalem Papier ist doppelt so hoch wie bei recyceltem, der Wasserverbrauch fünfmal höher und es entstehen fünfzehnmal mehr schädliche Abwässer. Gerade für die hohen Papierqualitäten prognostizieren Experten den höchsten Zuwachs: Mit drei Prozent mehr Verbrauch an holzfreiem Papier pro Jahr rechnet etwa Bosten Consulting.

Der technische Fortschritt hat den Wasser- und Energieverbrauch bei der Papierherstellung in den vergangenen Jahren deutlich gesenkt, die Recyclingquote ist stetig gestiegen. Und doch: Weltweit gesehen wächst der Papierverbrauch schneller als das Altpapiersammeln. Wieder einmal frisst das Wachstum Umwelterfolge auf. Bringt das Internet die Wende? Spart man nicht viel Papier mit Katalogen im Internet und Zeitunglesen am PC?

Schon, aber dabei muss nicht unbedingt die Umwelt geschont werden: So ermittelte das Öko-Institut, dass man achtmal mehr Energie braucht, um eine Zeitung im Internet zu publizieren und am Computer zu lesen, als sie auf Papier zu drucken. Zu gern wird übersehen, dass auch Computer ein Industrieprodukt sind, Strom fressen und Abfälle erzeugen – und das nicht zu knapp. Am Ende sind es also die klassischen Methoden, mit denen man die Umwelt schont: Recyclingpapier benutzen, Blätter beidseitig beschreiben oder bedrucken und ruhig mal überlegen, ob man etwas wirklich ausdrucken muss. Matthias Urbach

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