piwik no script img

NachgefragtUmzingelt

■ Die Grippe kommt, verrät Ulrich Weigeldt vom Hausärzteverband

Die in Großbritannien ausgebrochene Grippe-Welle schwappt langsam auch nach Norddeutschland, warnen derzeit hiesige Immunologen. Wir sprachen mit Ulrich Weigeldt, Allgemeinmediziner und Vorsitzender des Bremer Hausärzteverbandes über Panikmache und Virus-Ausbreitung.

taz: Gibt es kein Ausweichen mehr? Sind wir bereits umzingelt?

Ulrich Weigeldt: Man kann sowieso nicht ausweichen, weil man die Viren ja gar nicht sehen kann: Die Tiere sind zu klein.

Aber sie kommen?

Davon ist auszugehen. Das ist ja im Grunde jedes Jahr das Gleiche.

Kommen wird die asiatische Influenza?

Es ist egal, wie man sie bezeichnet. Den Asiaten würde ich es nun nicht in die Schuhe schieben, weil man das im Grunde gar nicht genau weiß. Es sind auf jeden Fall Influenza-Viren. Die Bezeichnung ist im Grunde unwichtig. Die Viren sind nur insofern besonders, als dass sie die „echte Grippe“ und keinen – meist leichteren grippalen Infekt – auslösen.

In England starb an der diesjährigen Influenza sogar ein 33-jähriger Rugby-Spieler. Müssen sich auch junge Leute Sorgen machen?

Spielen Sie Rugby?

Nein.

Dann müssen Sie sich auch keine Sorgen machen. Nein: Spaß beiseite. Ich will hier nicht die Medien beschimpfen, aber es ist ja so: Es verkauft sich nichts besser als die Sensation. Wenn eine alte Oma an Grippe stirbt, interessiert das keinen, wohl aber ein junger Rugy-Spieler. Aber wichtig ist dabei natürlich: Wer die Influenza hat und sich trotzdem sportlich betätigt, kann wirklich tot umfallen. Denn der Herzmuskel ist bei solchen Erkrankungen auch betroffen, ohne dass man das im einzelnen merkt – außer dass man sich schlapp fühlt. Wenn man dann trotzdem ein Trainingsprogramm macht, kann das der Herzmuskel nicht verkraften. Insofern kann man nur sagen: Die Leute sollten sich daran gewöhnen, mehr auf ihren Körper hören.

Und sollte man sich impfen lassen?

Alle Personen, die gefährdet sind: Menschen über 60, mit schweren Erkrankungen und Leute, die viel mit anderen Menschen zu tun haben.

Aber der Impfschutz greift doch erst nach zwei Wochen?

Das stimmt, aber im Moment ist es bei uns in Bremen ja noch nicht so ganz schlimm. Es gibt schon einzelne Leute, die diese Influenza haben. Aber vielleicht dauert es noch ein paar Tage – und dann hat man mit der Impfung auf jeden Fall eine Chance.

Und wer sich nicht impft? Was kann der tun? Jeden Tag ein Glas Orangensaft trinken?

Ja klar, viele Vitamine sind immer gut. Und Fröhlichkeit ist natürlich auch immer wichtig. Das stärkt auch die Abwehrkraft. Fragen: Katja Ubben

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen