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Verwerfungen in Männerlandschaft

Ein kleiner Rausch: „the lefthanded man“ von der Choreografin Alex B. im Tacheles

„Dieses Stück rinnt wie Rotwein die Kehle runter, süffig, samtig und die scharfen Konturen des Anfangs allmählich verwischend. Nie wird es hell in dieser halbseidenen, nächtlichen „Männerlandschaft“. So etikettiert die Choreografin Alex B. ihr Stück für sieben Männer (zwei an den Instrumenten, fünf in Bewegung), und das zu Recht. Es ist ein liebevolles Spiel mit dem Schein, das Fragen nach dem Sein nicht kennt.

Dabei ist der Auftakt von fast kannibalischer Nacktheit. Das Duo dodo mel. untermalt mit saugenden und schmatzenden Geräuschen die Rückenakte der Tänzer, die den Graben der Wirbelsäule und das Verschieben der Schulterblätter wie Verwerfungen einer Landschaft sehen lassen. Mit dieser Verfremdung des Blicks auf den Körper als ein Stück elementare Natur haben die folgenden Geschichten aber wenig zu tun.

Zwei Männer sitzen am Tisch, mit Gesichtern so unbeweglich wie Buster Keaton; statt eines Dialogs rascheln ihre Hände im Laub, das den Tisch bedeckt. Später hat sich einer unter der Platte verkrochen und faltet Papierschiffchen, die er auf den Tisch setzt. Das Meer ist nicht weit. Die Stange am Tresen der Bar wird zur Reling, Taue fallen von der Decke herab, und die Zeichen mehren sich für ein Abheben in Traumwelten. Im Takt alter Revuen tippeln die Füße der Tänzer die Wand hoch. Die Musik schickt auf eine Reise durch Kulissenwelten, ohne je die Spuren der Abnutzung zu leugnen.

Dieses Spiel mit vertrauten Bildern könnte leicht schief gehen und ins Klischee abrutschen. Doch davor bewahren die Tänzer das Stück, die die Rollen der Selbstdarstellung und Abgrenzung mit großer Leichtigkeit durchprobieren. Wenn das Licht im Saal wieder angeht, fragt man sich zwar, worum es nun eigentlich ging; das aber lässt sich bei Träumen und Räuschen eben nur schwer rekonstruieren. Katrin Bettina Müller19. –  23. 1, 21 Uhr, Tacheles, Oranienburgerstr. 154 – 156

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