Das Portrait
: Dauergastim Knast

Salvatore Riina

Salvatore Riina, genannt Toto, ist ein Mann der Rekorde. Am Freitagabend verurteilte ein Geschworenengericht in Florenz den Boss der Bosse zum dreizehnten Mal zu lebenslanger Haft.

Seit 1993 sitzt der Pate bereits im Knast. Das hinderte ihn aber nicht, noch im selben Jahr Anschläge auf Kulturdenkmäler wie die Uffizien in Florenz zu planen.

Riinas zweifelhafte Karriere nahm 1958 in seiner sizilianischen Heimatstadt Corleone ihren Anfang. Zur Last gelegt wurde ihm der Mord an einem Arzt – Riina wurde freigesprochen. Seitdem galt er als die rechte Hand des damaligen Clan-Oberhaupts Luciano Liggio. 1968 wurde Riina erneut verhaftet, diesmal bereits wegen dreifachen Mordes – erneut Freispruch. Riina tauchte unter und arbeitete sich Anfang der 80er-Jahre zum unumstrittenen Chef der Mafia hoch.

Der Boss der Bosse, wegen seiner gerade mal ein Meter sechzig auch „der Kurze“ genannt, gilt seitdem als Modernisierer. Obwohl selbst halber Analphabet, hat er aus der anachronistischen Schwurgemeinschaft eine moderne Holding des Verbrechens geschmiedet. Freunde aus Politik und Geheimdienst sollen ihn dabei nach Kräften unterstützt haben.

Inzwischen hat Riina es auf eine unglaubliche Bilanz gebracht. Für mehr als 150 Morde wird er verantwortlich gemacht, an die 30 soll er selbst begangen haben. Als der damals 62-Jährige sich 1993 nach seiner Verhaftung erstmals vor einem Gericht in Palermo dafür verantworten musste, mimte er den Unschuldsengel. „Ich bin nur ein armer Bauer. Aber man wollte aus mir den Blitzableiter Italiens machen.“ Welch schönes Bild! Den Behörden versicherte er treuherzig, die Mafia kenne er nicht.

In Florenz ist am Freitag erneut klar geworden, dass die italienische Justiz die Verantwortung an der richtigen Stelle suchte. Neben Salvatore Riina wurde auch der Cosa-Nostra-Boss Giuseppe Graviano zu lebenslanger Haft verurteilt. Er soll die Anschläge in Mailand, Florenz und Rom im Mai 1993 auf Riinas Geheiß organisiert haben. Neben der Aussicht, den Rest ihres Lebens hinter italienischen Gardinen verbringen zu müssen, wartet auf die Mafia-Bosse eine Geldstrafe von umgerechnet 100 Millionen Mark. Den Boss der Bosse dürfte das kalt lassen. Sein Vermögen wird auf das Siebenfache geschätzt.

Holger Thünemann