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Authentisch, historisch und unterhaltsam

■ Das musikalisch-literarische Programm Feuer! Feuer! Feuer! arbeitet den Großen Hamburger Brand von 1842 und seine Folgen auf

Hamburg, in der Nacht des 4. Mai 1842: In einem hölzernen Kontor in der Deichstraße, bricht ein Feuer aus, das fünf Tage lang nicht ganz gelöscht werden kann. Erst am Jungfernstieg gelingt es, den Brand durch Gebäudesprengungen zu stoppen, nachdem bereits weite Teile der historischen Innenstadt ausgebrannt waren. Das als Grosser Brand in die Stadtgeschichte eingegangene Unglück hatte weitreichende Folgen. Die notwendigen städtebaulichen Neuerungen brachten die Verlegung des Zentrums von der Elbe an die Alster mit sich. Es entstand der als Hamburger Nachbrandarchitektur bekannt gewordene Baustil, der heute das Bild der Innenstadt bestimmt. Außerdem zog das Unglück eine Atmosphäre der Solidarität nach sich. Besonders das jüdische Bürgertum, unter ihnen die Familie Heine, machte sich um den Wiederaufbau seiner Heimatstadt verdient.

Mit dem musikalisch-literarischen Programm Feuer! Feuer! Feuer! wollen der Historiker Matthias Wegner und sein Partner, Musikhochschulprofessor Joachim Kuntzsch, an jene Ereignisse vor 158 Jahren erinnern. Im Zuge der Recherchen zu seinem Buch Hanseaten, erschienen 1999 bei Siedler, stieß Wegner auf in Vergessenheit geratenes Textmaterial. Es handelte sich um Dokumente, die in den Tagen nach dem Brand verfasst worden waren. Damals, die Asche war noch nicht verglüht, griffen zahlreiche Bürger der Stadt, amtliche Chronisten, wahre Dichter und solche, die es gerne gewesen wären zu Feder und Papier, um die Katastrophe zu dokumentieren. Diese Volkspoeten hinterließen einen Schatz an Gedichten, Liedern und Augenzeugenberichten, die neben dem dokumentarischen, noch einen konkreten finanziellen Zweck erfüllten. Als Handzettel gedruckt, wurden sie verkauft, der Erlös kam Opfern des Brandes zu Gute.

In Kleinarbeit, den authentischen Charakter der Schriftstücke wahrend, sichtete und bearbeitete Wegner das Material. Bei Versen, zu denen keine Noten vorlagen, unternahm Joachim Kuntzsch eine musikalische Neubearbeitung, die er am Klavier, teilweise unter Begleitung eines Chors präsentiert. Das Programm Feuer! Feuer! Feuer! wird das Publikum sowohl unterhalten als auch historisch korrekt informieren. Im 1842 als erste Bühne der Stadt wiedereröffneten Tivoli, wurde der Prolog Hammonia und der Genius der Zeit, verfasst von Georg Nicolaus Bärmann, vorgetragen. Am Abend des 31. Januar 2000 wird die ehemalige Tagesschau-Anchorwoman Dagmar Berghoff diese Rolle übernehmen.

Moritz Lautenbach

Feuer! Feuer! Feuer!, 31. Januar, 20 Uhr, Kammerspiele

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