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Gewissensprüfung für St. Pauli-Fans

■ Ausgerechnet der HSV bereitet Amateur-Anhängern Qualen

Wer den Anrufbeantworter des St. Pauli-Fanladens hört, traut zunächst seinen Ohren nicht: „Eine Gewissensentscheidung“ stehe den Fans am kommenden Sonntag bevor, so die Automatenstimme des Fanbeauftragten Hendrik Lüttmer: Zeitgleich mit den Profis, die um 15 Uhr ihre Millenniums-Premiere am Millerntor geben, wird die Regionalliga-Mannschaft gegen die Amateure des HSV antreten. Vor zehn Tagen war das Spiel nach Protesten des FC St. Pauli auf 12 Uhr vorverlegt worden: Eingefleischte Fans hätten so nach dem Amateurspiel noch bequem den Weg zum Millerntor geschafft. Doch Mitte der Woche revidierte der HSV diese Entscheidung. Der Nachwuchs der Rothosen, mit 300 Zuschauern im Schnitt das schlechtbesuchteste Drittliga-Team im Norden, verzichtet so auf einige tausend Mark aus den Portemonnaies der reisefreudigen St. Pauli-Amateur-Fans.

Warum ein solch absonderliches Vorgehen der HSV-Offiziellen? „Sicherheitsbedenken“ habe der HSV vorgebracht, so St. Paulis Amateur-Obmann Hermann Klauck, der „den Vorgang ansonsten nicht kommentieren“ will. Und die Live-Stimme des Hendrik Lüttmer ist gespannt, wie vielen Fans ihr Gewissen gebietet, die Profis zu verschmähen, um das Regionalliga-Team zu unterstützen: „Es gibt Leute, die zu den Amateuren wollen, dann aber ihr erstes Profiheimspiel seit fünf Jahren verpassen würden.“ Christoph Ruf

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