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Mit Magnetbahn-Schwachsinn auf Du und DuRasendes Ruhrgebiet

Berlin (taz) – Wider Erwarten könnte der Magnetschwebebahn Transrapid eine goldene Zukunft glänzen: entweder als Werksbahn oder Vorortzug im Ruhrgebiet. Beide Alternativen wollten Bundesverkehrsminister Reinhard Klimmt, Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Wolfgang Clement (beide SPD) und Bahn-Chef Hartmut Mehdorn am Dienstag Abend nicht mehr völlig ausschließen. Die Wiedergeburt ereignete sich, nachdem das Projekt Hamburg – Berlin kurz zuvor an zu hohen Kosten gestorben war: Der Bund wollte nicht mehr als sechs Milliarden Mark zahlen.

Jetzt allerdings soll die Ruhrgebietsvariante bis zu zwölf Milliarden Mark kosten. Gerüchte, denen zufolge die SPD die Hälfte dieser Summe mit Parteispenden, die übrigen 50 Prozent von der Westdeutschen Landesbank finanzieren lassen will, nannte Wahlkämpfer Clement gestern „völlig aus der Luft gegriffen“. Bahn-Chef Mehdorn stellte die technischen Vorzüge des Magnetzuges in den Vordergrund, die weniger beim bisher geplanten Langstrecken- als vielmehr beim Kurzstreckenbetrieb zum Tragen kämen. „Die Magnetbahn beschleunigt und bremst schnell“, so Mehdorn. Deshalb könne sie auch auf Streckenabschnitten von drei Kilometern zwischen zwei Vorortbahnhöfen kurzfristig die Höchstgeschwindigkeit von 400 Kilometern pro Stunde erreichen, fügten Experten hinzu. Die Strecke im Ruhrgebiet erfülle damit ihren Zweck: Man könne demonstrieren, dass Hochgeschwindigkeitsschweben auch im Deutschland des 21. Jahrhunderts machbar sei.

Eine mögliche Strecke für den Transrapid verläuft nun zwischen Dortmund, Düsseldorf und Köln. Angedacht sind Abzweige nach Oer-Erkenschwick, Castrop-Rauxel, Wanne-Eickel und Radevormwald im Bergischen Land. Die dortige Altstadt mit ihren Fachwerkhäusern gilt als Touristenattraktion. Wenn die Schnellbahn mit Passagieren nicht ausgelastet ist, soll sie Guss- und Bandstahlstücke sowie Maschinenteile von Thyssen und Rheinmetall transportieren. Aus diesem Grund wird sich die Trassenführung am Verlauf der alten Industriebahnen im Ruhrgebiet orientieren. Auch die Beförderung von Abraum aus den wenigen noch im Betrieb befindlichen Kohlebergwerken gilt als nicht ausgeschlossen. Sollten sich diese Pläne wider Erwarten als nicht realisierbar erweisen, hat Clement zweieinhalb Monate vor der Landtagswahl neben der horizontalen auch die senkrechte Variante ins Spiel gebracht. In diesem Falle würde der Transrapid die Aufzüge ablösen, mit denen die Kumpel in den Zechen Glückauf III und Wacht Am Rhein V zu Schichtbeginn unter Tage fahren. Hannes Koch

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