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„Die Demo ist erst der Anfang“

Vom morgigen Sternmarsch erhoffen die Veranstalter der „Aktion Bildung“ ein dauerhaftes Signal für die Berliner Schulpolitik. 30.000 Menschen werden erwartet. Die größten Probleme sind jedoch nach wie vor der Unterrichtsausfall, die überalterte Lehrerschaft und die hohen Klassenfrequenzen

von JULIA NAUMANN

Wenn Wolfgang Schlaak über den morgigen Sternmarsch spricht, gerät er ins Schwärmen: „Die Demo ist erst der Anfang. Wir werden deutlich machen, dass unsere Aktion keine Eintagsfliege ist.“ Der 51-jährige Vater von zwei Töchtern ist aufgrund des permanenten Unterrichtsausfalls an der Schule seiner Kinder zur „Aktion Bildung“ gestoßen, die die Protestdemo am Samstag organisiert. „Wir werden Unterschriften sammeln und immer wieder bei der Schulverwaltung nachbohren, damit sich endlich etwas ändert“, sagt Schlaak optimistisch.

Rund 25 Eltern aus allen Bezirken sind seit vier Monaten dabei, die größte Bildungsdemo, die seit langem organisiert wurde, auf die Beine zustellen. 30.000 Menschen erwarten die Veranstalter. Wollte die „Aktion Bildung“ anfänglich nur gegen den Unterrichtsausfall ein Zeichen setzen, haben sich die Forderungen mittlerweile auf die gesamte Bildungssituation ausgedehnt. „Ich kenne Eltern, die sich ernsthaft überlegen, wegen der Bildungsmisere aus Berlin wegzuziehen“, sagt Heidemarie Eller, Mitinitiatorin und Mutter von zwei Kindern, die die 5. beziehungsgweise 7. Klasse besuchen. Immer mehr Eltern würden außerdem darüber nachdenken, ihre Kinder auf Privatschulen zu schicken. „Beides wollen wir nicht“, sagt Eller. „Schule muss für alle gleich gut sein.“

Doch die Fakten sind nicht vielversprechend. Nach Angaben der Initiative fehlen derzeit 800 LehrerInnen, um den Unterricht abzudecken. Drei bis vier Prozent der Stunden fallen ständig aus, haben sie ausgerechnet. Die 33.000 LehrerInnen sind aufgrund der wenigen Neueinstellungen überaltert, das Durchschnittsalter liegt bei 46,3 Jahren. Nur ein Viertel der LehrerInnen ist jünger als 35 Jahre. Wegen des höheren Alters sind die Lehrer häufiger krank, 500 von ihnen dauerhaft. 80 bis 100 LehrerInnen gehen monatlich in Pension oder Vorruhestand.

Schnellen Ersatz zu finden ist nicht ganz einfach. Das Landesschulamt hat nicht den Ruf, flexibel zu reagieren, und kann es teilweise auch gar nicht. Komplizierte Verordnungen verhindern eine schnelle Einstellung. In Mangelfächern wie Latein und Musik sind häufig keine geeigneten KollegInnen zu finden.

In Berlin liegt die Durchnittsfrequenz der Klassen um drei Schüler höher als im Bundesdurchschnitt und um etwa zwei Schüler höher als in Hamburg. Nach Angaben der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) arbeiten LehrerInnen mehr als andere im öffentlichen Dienst Beschäftigte. Eine kürzlich erstellte Studie der Unternehmensberatung von Mummert & Partner belegt, dass Lehrkräfte bis zu 200 Stunden, das sind fünf Wochen pro Jahr, mehr arbeiten als andere Beschäftigte im öffentlichen Dienst.

Schulsenator Klaus Böger (SPD) bleibt bei diesen geballten Vorwürfen gelassen: Er stehe hinter den Zielen der Demonstration, sagte er anlässlich einer Pressekonferenz vor drei Tagen. Jedoch habe er überhaupt kein Verständnis für einen Streik, den die GEW wegen der Erhöhung der Arbeitszeit um eine Stunde wöchentlich angedroht hat. Seine Verwaltung tue im Übrigen alles dafür, dass die angespannte Situation besser würde, sagt er ohne mit der Wimper zu zucken. So werden in diesem diesem Jahr 500 Vollzeitstellen eingerichtet, im nächsten 600. Die GEW fordert 1.600 Stellen nur für dieses Schuljahr. Auch der Unterrichtsausfall werde weniger, verspricht Böger, denn die Vertretungsmittel wurden von fünf auf sieben Prozent angehoben.

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