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BMW strauchelt in Großbritannien

Konzern plant Verkauf großer Teile des Autoproduzenten Rover. Die Münchner wollen nur die Marken Mini und Landrover behalten. Zehntausende Jobs bedroht. Durch die milliardenteure Pleite könnte BMW seine Selbstständigkeit verlieren

von HANNES KOCH

Gestern zeichnete sich ab, dass der Automobilkonzern BMW seine erst 1994 gekaufte britische Tochter Rover wieder abstoßen will. Britische Gewerkschafter kündigten an, nach München zu fliegen, um bei BMW-Chef Joachim Milberg zu intervenieren. Mit dem Ausstieg würde sich nun bei BMW eine ähnliche unternehmenspolitische Katastrophe ereignen wie beim Konkurrenten Daimler-Benz, der den holländischen Flugzeugproduzenten Fokker gekauft hatte und ihn 1996 pleite gehen ließ.

Ähnlich könnte es nun großen Teilen von Rover und seinen Beschäftigten ergehen: Die Autofabrik von Longbridge bei Birmingham ist massiv von der Schließung bedroht. Dort arbeiten 9.000 Leute, bis zu 40.000 Stellen hängen an der Zulieferung.

BMW-Chef Milberg will offenbar heute seine Pläne zur Rover-Zukunft dem Aufsichtsrat vorstellen. Er will angeblich die Produktion von Mittelklassewagen, damit auch das Werk in Longbridge, an einen noch nicht bekannten Investor zu verkaufen. Kaufinteressenten gebe es schon, so BMW gestern. BMW will demnach nur die Produktion des Mini und des Landrover behalten. Die beiden Typen verkaufen sich gut, während bei der übrigen Modellpalette extreme Schwierigkeiten bestehen.

Als BMW 1994 Rover von British Aerospace übernahm, wollte der damalige BMW-Chef Bernd Pischetsrieder eigentlich nur Landrover haben. Er musste aber alles nehmen. In der Folge kümmerte sich BMW zu wenig um seinen britischen Ableger. 1999 verkaufte Rover noch 251.000 Autos, was einem Minus von 25 Prozent gegenüber 1998 entsprach. Insgesamt hat die britische Firma den Münchnern Verluste in Höhe von fünf Milliarden Mark beschert, zu denen man den Kaufpreis von zwei Milliarden hinzurechnen muss.

Als eine Art letzter Rettung hatte Rover vor geraumer Zeit bei der Europäischen Kommission eine Beihilfe in Höhe von rund 450 Millionen Mark beantragt. EU-Wettbewerbskommissar Mario Monti hat angekündigt, diese Subvention angesichts des bevorstehenden Ausstiegs von BMW sehr sorgfältig zu prüfen. Möglicherweise muss Rover auch auf dieses Geld verzichten, was die Firma weiter in Richtung Abgrund treiben würde.

Bevor Ex-Chef Pischetsrieder im vergangenen Jahr wegen Rover seinen Job verlor, wollte er die Palette des Münchner Konzerns durch die Klein- und Mittelklasse sowie durch die Geländewagen von Rover bereichern. BMW gelang es jedoch nicht, die Typen so zu modernisieren, dass sie ausreichend KäuferInnen fanden. Ein Übriges tat der hohe Kurs des Britischen Pfundes: Die Rover sind im Vergleich zur Konkurrenz ziemlich teuer.

Mit dem Verkauf ist die Geschichte für BMW möglicherweise noch nicht zu Ende: Weil das Unternehmen jetzt keinen internationalen Partner mehr hat, könnte es von der Konkurrenz übernommen werden.

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