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britisches beef kommtLOGISCH, ABER SCHLECHT

Der Bundesrat hat als Letzter in der deutschen Gesetzgebungsreihe dem Import von britischem Rindfleisch zugestimmt. Ab April können wir also wieder die Zähne in britisches Beef schlagen, BSE hin oder her. Das ist aus verschiedenen Gründen schlecht, in der Logik von Behörden und Justiz jedoch nur folgerichtig: Wissenschaftlich ist tatsächlich schwer zu beweisen, dass britisches Rind gefährlicher ist als irgendein anderes. Auch andere Länder wie Frankreich oder Portugal haben ihre BSE-Fälle, und kein Politiker redet von Importstopp für Fleisch aus diesen Ländern.

Die EU stand also vor der Wahl, unionsweit teure Maßnahmen wie flächendeckende Tests zu ergreifen oder aber die Briten gewähren zu lassen. Wie immer haben sich die Lobbygruppen durchgesetzt. Dabei wäre auch umgekehrt ein Schuh draus geworden: Weil in der modernen Fleischwirtschaft nichts außer dem niedrigen Preis garantiert werden kann, hätte man auch Rindfleisch an sich als unsicher erklären können. Europaweit.

Solch eine drastische Maßnahme hätte jedoch für Aufruhr gesorgt, und das wäre schlimmer für die Nahrungsmittelindustrie als jede BSE-Gefahr. Bloß nicht die Konsumenten aus dem Schlaf wecken, sagt sich die Fleischbranche. Hormone, irrwitzige Subventionen, Tiertransporte, internationaler Schinkentourismus, Lebensmittelzusätze – wenn die Öffentlichkeit sich damit ernsthaft beschäftigte, würde vielleicht gar etwas an der beklagenswerten, aber profitablen Struktur unserer Fleischversorgung geändert.

So wird also alles beim Alten bleiben, solange nicht die ersten Landwirtschafts- und Gesundheitsminister an BSE sterben. Dem aufgeweckten Nichtvegetarier bleibt ja trotzdem Handlungsspielraum: zum Biofleischer gehen oder auf regionale Gütesiegel achten. Das ist vielleicht ein bisschen teurer. Aber es muss ja auch nicht jeden Tag ein Beefsteak auf dem Teller liegen.

REINER METZGER

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