: VietnamesInnenin Deutschland
Laut Statistik leben 85.362 VietnamesInnen in Deutschland. Während des Vietnamkriegs kamen die ersten von ihnen als StudentInnen. In der Bundesrepublik waren es Kinder wohlhabender Familien aus Südvietnam. In der DDR studierten in den Sechzigerjahren zunächst die Kinder einflussreicher Vietkongkämpfer.
Eine nennenswerte vietnamesische Migration setzte Anfang der Achtzigerjahre ein: In die Bundesrepublik kamen Südvietnamesen oder ethnische Chinesen aus dem Norden als Boatpeople – politische Flüchtlinge, auf die in der Bundesrepublik beispielhafte Integrationsprogramme zugeschnitten wurden.
Die DDR schloss 1980 mit Vietnam das erste Abkommen über die Entsendung von Vertragsarbeitern ab: Als Billiglohnarbeiter stopften VietnamesInnen personelle Engpässe in der DDR-Wirtschaft. Ende 1989 stellten sie unter den 192.000 Ausländern in der DDR mit sechzigtausend den größten Anteil. Die meisten reisten 1990 aus: Laut Einigungsvertrag sollte die DDR weitgehend ausländerfrei übergegen werden. Für die etwa 14.000 Verbliebenen gab es 1993 eine erste halbherzige Bleiberechtsregelung, die 1997 verbessert wurde.
In den Neunzigerjahren kam eine große Zahl Vietnamesen als Asylbewerber nach Deutschland. Sie stammen mehrheitlich aus jenen mittelvietnamesischen Provinzen, in denen die amerikanischen Giftgasabwürfe die Natur nachhaltig zerstört haben. Internationale Investoren machen einen Bogen um diese Armutsregion.
Migration ist für Mittelvietnamesen heute der einzige Ausweg. Wer nicht als Wanderarbeiter in Vietnams Boomregionen unterkommt, versucht es im Ausland: etwa als Verkäufer unverzollter Zigaretten.
Da die meisten Asylsuchenden politisch nicht verfolgt sind, bekommen sie kein Aufenthaltsrecht. Vietnam verzögert oder verweigert oft die Aufnahme, sodass heute knapp 21.000 VietnamesInnen ohne Aufenthaltsrecht in Deutschland leben. MARINA MAI
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