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Qualitätskontrolle

Nach den Finanzdebakeln bei Holzmann und Flowtex sollen sich Wirtschaftsprüfer zukünftig gegenseitig auf die Finger schauen

von KATJA TRIPPEL

Eigentlich haben Wirtschaftsprüfer die Aufgabe, Jahresabschlüsse von Unternehmen zu prüfen und sie im Sinne der Kapitalgeber und Gläubiger zu kontrollieren. Doch in den vergangenen Monaten ging dies gleich mehrmals daneben: Der Firma Flowtex bescheinigten Wirtschaftsprüfer das Vorhandensein von Großbohrmaschinen, die nur in der Phantasie der Geschäftsführung existierten. Den Jahresabschlüssen von Holzmann gaben sie ihren Segen, obwohl die Firma kurz vor dem Bankrott stand. Und die scheinbar unabhängigen Wirtschaftsprüfer der Preussag AG ließen sich nebst Ehefrauen auf Kosten des Auftraggebers zur Olympiade nach Atlanta einladen. Die Reisekosten – rund 1,5 Millionen Mark – wurden als „Betriebsausgaben“ abgerechnet.

Aus Sorge um das Instrument der Unternehmenskontrolle hat das Kabinett nun am Mittwoch auf Antrag von Wirtschaftsminister Werner Müller eine Novelle der Wirtschaftsprüferordnung (WPO) beschlossen. Als Vorbild galten amerikanische Peer-Reviews: Alle drei Jahre sollen die Wirtschaftsprüfer zukünftig die Qualität ihrer Arbeit von externen Kollegen kontrollieren lassen. David Thoren, Referent bei der Wirtschaftsprüferkammer, begrüßt den Kabinettsentscheid: „So gewinnen wir mehr Qualität und Transparenz.“

Müllers Antrag zeigt ein Misstrauen in die Branche auf, das weniger durch die 10.000 freien Wirtschaftsprüfer bedingt ist als durch die Konzentrationswut der großen Gesellschaften. Nach einer Welle von Aufkäufen dominieren heute fünf Branchenriesen den deutschen Markt: PricewaterhouseCoopers, KPMG, Ernst & Young, Arthur Andersen und BDO-Deutsche Warentreuhand.

Mit der Konzentration fielen die Preise – zum Missfallen der selbstständigen Kollegen, die nur noch 15 bis 20 Prozent aller Aufträge an Land ziehen. Die großen Unternehmen verschmerzen den sinkenden Umsatz, da sie mit ihrem zweiten Standbein Unternehmensberatung ohnehin besser verdienen.

Wirtschaftsprüfer werden gerne als „Türöffner“ für teure Unternehmensberater eingesetzt. Wenn Prüfer Probleme in den Jahresabschlüssen finden, empfehlen sie ihren Auftraggebern oft, zu deren Lösung die Beraterkollegen zu engagieren – nach dem Motto „Aufträge gegen Stempel für die Bücher“. Mit Kontrolle hat dies wenig zu tun.

In den USA schob die Regulierungsbehörde dieser Praxis einen Riegel vor. Sie verlangt von den Unternehmen, Beratungs- und Prüfungstätigkeiten zu trennen. Die ersten global tätigen Firmen kamen der Aufforderung schon nach. Voreilig gehorchte auch die KPMG der neuen WPO: Nach dem Finanzdebakel bei Flowtex engagierte sie die Konkurrenz von Ernst & Young zur Qualitätskontrolle.

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