: Plüsch, Pappe, Minigolf
Am Wochenende findet im Haus des Lehrers das Festival „die 18 bahnen of the bewegungselite“ statt. Dort wird auch der Sampler „Fucky Don‘t CD“ vorgestellt
Das wurde aber auch mal Zeit, dass jemand endlich der so albernen wie großartigen Sportart Minigolf die gebührende Ehre erweist! Dieser Trash-Version des ernsthaften, bevorzugt in Kniebundhosen gespielten spießigen Sports, bei dem interessanterweise ein Handicap irgendeine Rolle spielt. Dieses Handicap gibt es beim Minigolf nicht. „Ansonsten haben wir aber gar keine Ahnung davon“, sagt Fehmi Baumbach, eine der VeranstalterInnen des dreitägigen „die 18 bahnen of the bewegungselite“-Festivals, bei dem 18 Künstler und Künstlerinnen individuelle Minigolfbahnen einfach in den siebten Stock des Haus des Lehrers reingebaut haben: Hervorragende Aussicht nach draußen auf das nächtliche Straßenchaos am Alexanderplatz, nach drinnen auf die Bahnen aus Stoff, Plüsch, Pappe, Plastik, Schaumgummi, und zum Beispiel auf ein klitzekleines, mit niedlich bemalten Modelleisenbahnfiguren bevölkertes Freibad, bei dem es darum geht, „den Ball ins Freischwimmerbecken zu stoßen“ (Fehmi).
SIG will den Ball durch meterlange, wollene, strumpfartige, an eine kuschelige Pipeline erinnernde Röhren bekommen, Jim Avignons Bahn wird Jim-Avignon-mäßig mit freundlichen Pappfiguren bemalt und wahrscheinlich die in kürzester Zeit hergestellte sein. Roger Frank bastelt etwas aus Schaumgummi, „zum Schluss muss man in eine Matratze treffen, die hat ein Loch an der tiefsten Stelle“.
Sie nehmen es jedenfalls trotz eventuell nicht ganz vorschriftsmäßiger Spielhaltung ernst und wollen „nach den Regeln spielen“. Man kann sich echte Schläger leihen, und wer den Ball nach dem sechsten Schlag nicht drin hat, muss sich sieben aufschreiben – so etwas wie eine Pumpe beim Kegeln. Am Samstag wird der Spielbetrieb vom deutschen Vizemeister im Bahnengolf, wie der komische Sport offiziell-seriös heißt, Uwe Ludwig, eröffnet, danach und dazu wird mit mehreren DJs und der Band Maxi gefeiert. Maxi ist ein besonders liebes Kind von Almut Klotz, Christiane Rösinger und Flittchen Records, die in Zusammenarbeit mit dem Vinyl Label „Fucky Laibel“ am Sonntag eine CD-Release-Party nachschieben werden. „Fucky don’‘t CD“ haben sie das Projekt genannt, denn eigenlich darf Fucky halt nur Vinyl sein. Aber „jetzt seid doch mal nicht immer so dogmatisch!“, hatte Flittchen Christiane Fucky Alex und Evelin vorgehalten. Darum können Robert Lippok von To Rococco Rot, das Jeans Team, Art of Kissing und 18 andere Bands hübsche, kleine, elektronische Düdeleien und Lo-Fi-Pop auf CD präsentieren.
Ein Glück, dass das geklappt hat. Und hoffentlich werden am Samstag auch „The Visions“ ihre kongeniale Vocoder-Version von „Beat Generation“, „für den urbanen Hipster“, wie der Pressetext es zärtlich nennt, aufführen. „Art of Kissing“, die Band der Comiczeichnerin und Musikerin Evelin, hat mit „Normal“ eine postpopmoderne Romanze geschrieben, und ebenfalls allerliebst ist die „schlumpige Softhouse-Nummer“ von Console feat. Hanayo. Es kann eigentlich nur schön werden, oder wie die Flittchen es charmant ausdrücken: Es gibt kein richtiges Leben mit falscher Musik. JENNI ZYLKA
Heute ab 20 Uhr: Eröffnungsschlag mit Uwe Ludwig, Party mit Maxi und den DJs Jack Tennis, DJ Umat, Kritt Morgen ab 22 Uhr: Record Release Party „Fucky Don‘t CD“ mit Bands und DJs Mo, 24.4. 16-20 Uhr: Spielbetrieb, Eiersuchen und Eisverkauf. Haus des Lehrers, Alexanderplatz
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