: Schwitzen für die Bergwälder
Wer sich mit Bewegung in frischer Luft erholen will und dabei der Natur auch noch etwas Gutes tun möchte, ist beim Bergwaldprojekt richtig: es bietet freie Kost und Logis für die aktive Pflege des Waldes
Abenteuerurlaub in den USA? Bungee-Jumping in Neuseeland? Vergessen Sie’s! Eine Woche lang in einfachen Hütten oder Zelten ohne fließend Wasser schlafen, früh aufstehen, bei Wind und Wetter Bäume pflanzen und Zäune bauen, als Lohn Muskelkater und Blasen und vielleicht mal ein Lagerfeuer – das ist wahrer Actionurlaub und Natur pur.
In den Wäldern der deutschen Mittelgebirge und Nationalparks bietet der Bergwaldprojekt e.V. diesen Urlaub der besonderen Art an. Bei freier Kost und Logis darf eine Woche lang rangeklotzt werden, um den Wäldern Gutes zu tun. Und das heißt: Im Harz Baumarten, die natürlicherweise nicht dorthin gehören, fällen, im Schwarzwald Biotope für Raufußhühner schaffen und in den Alpen Bäume pflanzen und Zäune bauen, um Lawinen keine Chance zu geben.
Doch das Bergwaldprojekt will die Wälder nicht nur als Lebensraum für Pflanzen und Tiere schützen. Die Teilnehmer erfahren auch, dass der Wald das Wasser filtert, Schadstoffe aus der Luft und aus dem Regen aufnimmt und vor Lawinen und Erosion schützt. Das Holz, das er liefert, ist ein CO2 neutraler Rohstoff; und natürlich kann man sich in einem schattigen Sommerwald auch erholen. „Den Wald mit eigenen Augen und allen Sinnen erleben“ ist das Motto. Jeder zwischen 18 und 80 kann mitmachen und so haben in den vergangenen Jahren Taxifahrer, Beamte, Ingenieure und Studenten zusammen angepackt.
Entstanden ist die Idee des Bergwaldprojekts in den Achtzigerjahren, als ein Schweizer Förster nicht nur über das Waldsterben reden, sondern durch Aktionen auf die Probleme, vor allem der Bergwälder aufmerksam machen wollte. Zusammen mit Greenpeace veranstaltete die Stiftung Bergwaldprojekt 1987 die erste Arbeitswoche zum Schutz der Wälder im schweizerischen Malans. Später kamen auch der World Wide Fund for Nature (WWF) hinzu sowie immer neue Orte und Projekte in der Schweiz und in Österreich. In Deutschland griffen die ersten Freiwilligen vor zehn Jahren im Harz zu Schaufel und Axt. Insgesamt haben sich bisher fast 8.000 Menschen arbeitend in den Bergwäldern erholt.
Dank der großen Nachfrage erweitert das Bergwaldprojekt diesen Sommer sein Angebot und lädt erstmals in den Nationalpark Bayerischer Wald, ins Erzgebirge und in den Pfälzer Wald ein. Elf weitere Orte stehen in Deutschland auf dem Programm; einige Projekte sind auch auf Familien und Alleinerziehende eingestellt und betreuen den Nachwuchs. In der Schweiz und in Österreich gibt es 15 weitere Camps vom Hochgebirge in Graubünden bis zu Flachlandeinsätzen an Rhein und Bodensee – Auswahl genug also für einen aktiven Natururlaub der anderen Art.
KATRIN EVERS
Information und Programmheft bei: Bergwaldprojekt e.V., Stephan Flaig, Sophienstr. 19, 70178 Stuttgart, Tel.: 0711-6 07 55 09, Fax: 0711-6 07 55 02
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen