Lokalkoloratur :
Als der Herr Pulvermann von hinnen schied, wurde er berühmt. Sein Grab wird Jahr für Jahr geschändet, indem Männer, eingehüllt in rotes Tuch, auf unheilvoll schnaubenden Tieren thronend, immer wieder genau auf diese Ruhestätte hetzen. Ludger Beerbaum ist der Anführer der satanischen Sekte: Er macht sich am morgigen Sonntag den perfiden Spaß, direkt auf das Grab zuzureiten, um im letztmöglichen Moment drüber zu springen. Das geht seit Ewigkeiten so, immer im Juni trifft sich die Gemeinde, um ihren Ritus abzuhalten. Die Bezirksbehörden haben in ihrer Ohnmacht schon versucht, das Grab mit Stangen abzusperren. Aber das scheint die Abseitigen eher noch anzustacheln. Und niemand unternimmt etwas gegen diesen heidnischen Kult. Der Senat ist mit Scientology ausgelastet, die Beerbaum-Jünger können derweil ungehindert ihrem Treiben frönen: Tarnname Springderby. Der Tierschutz schweigt auch, beschämend, falsch verstandene Liberalität. Wir sollten das große Wort des Hans-Heinrich Isenbarth, des Vierbeiners des deutschen Sportjournalismus, nicht gering achten: Pferde sind auch nur Menschen. aha
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