contra u5
: Schluss mit reinen Prestigeobjekten

Natürlich sind schon Millionen verbaut. Das ist schlimm genug. Aber das ist kein Argument, an Fehlern festzuhalten, nur weil ihre Korrektur mittlerweile ebenso viel kosten würde wie ihre Umsetzung. Und der Bau der U 5, auch ein um zehn Jahre gestreckter, ist ein Fehler. Wer den öffentlichen Nahverkehr will, muss das Netz in die Breite verbessern. Auf teure Prestigestrecken kann man verzichten.

Kommentarvon UWE RADA

Das Für und Wider des Baus allein wegen der Baustellen Unter den Linden zu diskutieren ist deshalb zu kurz gedacht. Es geht nicht um den Umsatz von Dussmann oder Strieders Befürchtung, als Henker der Friedrichstraße in die Geschichte einzugehen. Es geht um den verkehrspolitischen Grundsatz. Und der muss heißen, die vorhandenen Gelder auf möglichst viele Kilometer Straßenbahnlinien zu verteilen. Warum etwa bedarf es einer U 5, wenn noch nicht mal die „neuen Vorstädte“ im Nordosten angeschlossen sind? Und warum macht sich keiner der U5-Befürworter einmal für die Verlängerung der Tram zum Nordbahnhof stark? Vor Jahren beschlossen, regt sich dort immer noch nichts, obwohl die Fahrgastprognosen nicht mit Fantasiezahlen hochgerechnet wurden.

Mit der Kanzlerlinie verhält es sich deshalb wie mit anderen Großprojekten der Stadt. Die Entscheidung für sie war eine Richtungsentscheidung. Eine Entscheidung gegen sie könnte ein ähnliches Signal sein – für eine Wende in der Verkehrspolitik nämlich: weg von den Prestigeprojekten, hin zu den tatsächlich benötigten Strecken.

Wenn dann die BVG noch die Preise senken und die Takte verdichten würde, würde die Chance für die Umsetzung des modal splits wirklich steigen. Mit dem Bau der Kanzlerlinie wäre dagegen nichts gewonnen – außer einer überflüssigen U-Bahn.