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Ein Freundeskreis alter Herren

■ Original oder nicht ist egal, wenn die „Temptations“ auftreten

Wenn die Temptations auf Tour gehen, lohnt es sich immer wieder, die ankündigenden Plakate genauer ins Auge zu fassen. Da zwei konkurrierende Bands unter dem legendären Namen durch die Lande tingeln, sollten Soulfreunde auf den Zusatz „featuring Dennis Edwards“ achten. Dann nämlich steht, wie heute Abend, nur einer der ursprünglichen Verführer auf der Bühne, eben der besagte Dennis Edwards. Dessen einziger großer Solo-Hit, „Don't look any further“, war der Versuch, Leuten vom Schlage eines Oran Juice Jones eins auszuwischen und ihnen klar zu machen, dass Stücke wie „The Rain“ bei weitem nicht soviel Soul haben wie die von Edwards.

Die Temptations sind es also wieder einmal nicht, die da auf der Bühne der Großen Freiheit stehen werden, sondern eher ein Freundeskreis von alten Herren, die sich die Choreografien aus den 60ern genau angeschaut haben. Nur so kann die Pirouette auf Lackschuhen, mit fliegenden Dinnerjacket-Schößen und blitzenden Jackettkronen so richtig echt aussehen.

Dazu ein Programm aus alten Hits und wenig Neuem, von „My girl“, dem wohl einzigen Song der populären Musikgeschichte, der gleich viermal in vier verschiedenen Jahrzehnten die Charts stürmen konnte, bis hin zum Papa, der ein Rolling Stone war und sich deshalb nicht um die Familie kümmern konnte: Das will der Nostalgiker im Konzertbesucher sehen und hören.

Den interessiert auch nicht die Ausrutscher, die sich die Tempta-tions immer wieder leisten, wenn sie etwa zur Einweihung von Euro-Disney spielen. Selbst die Antwort auf die Frage, welche der zwei Temptations-Varianten nun die originalere ist, ist genauso unmöglich wie dieser Komparativ: Die drei Hauptsänger sind ohnehin längst verstorben. else

 heute, 21 Uhr, Große Freiheit

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