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Tod vor Sulawesi

492 Indonesier, darunter 290 Bürgerkriegsflüchtlingeaus den Molukken, ertrinken beim Kentern einer Fähre

BANGKOK taz ■ Tragisch endete gestern für fast 500 Menschen eine Seereise in Indonesien. Eine Fähre, die vor allem Bewohner der Molukken in Sicherheit bringen sollte, sank auf dem Weg zur Insel Sulawesi. 492 Menschen befanden sich auf dem Schiff, darunter 290 Flüchtlinge von einem Ort in den Nord-Molukken, der von bitteren Kämpfen zwischen Christen und Muslimen erschüttert worden ist. Das Schiff war nur für 270 Passagiere zugelassen. Viele Fähren zwischen den tausenden Inseln Indonesiens sind stark überladen und altersschwach.

Die 290 Flüchtlinge stammten aus dem Dorf Duma auf der nördlichen Molukken-Insel Halmahera. Dieser Ort war vergangene Woche Schauplatz des größten Massakers der letzten Monate in der Region. Über 100 christliche Bewohner kamen ums Leben, als tausende Muslime, offenbar von der aus anderen Teilen Indonesiens stammenden muslimischen Miliz „Laskar Jihad“ unterstützt, Kirchen und Häuser in Brand setzten und die Bewohner niedermetzelten.

Die überlebenden Familienangehörigen und Nachbarn hatten nun gehofft, in Manado auf der Nachbarinsel Sulawesi Schutz zu finden, wo bereits zehntausende Flüchtlinge beider Konfessionen in Lagern leben.

Der nördliche Teil der Molukken ist weitaus schwerer zugänglich als der Süden. Seit dem vergangenen Herbst hat sich die Situation auf Halmahera und seinen kleinen Nachbarinseln dramatisch verschlimmert. Immer neue Racheakte zwischen verschiedenen Dörfern haben inzwischen bis zu 3.000 Opfer gekostet. Der Konflikt ist hier besonders kompliziert, weil sich hinter der religiösen Feindschaft vielfältige Probleme verstecken. Es geht zum Beispiel um die Rechte an der von einem australisch-indonesischen Gemeinschaftsunternehmen geführten Goldmine Malifut. JUTTA LIETSCH

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