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Musical-Peanuts ■  Staatskonzern mit Imageproblem

Es ist schon ein starkes Stück, wenn eine Oppositionspolitikerin wie die Bündnisgrüne Helga Trüpel bei einer Pressekonferenz interne Unterlagen verbreitet. Doch unter den Verhältnissen einer erdrückend mächtigen großen Koalition geht's nicht anders. Denn nach dem Coup von gestern ist bewiesen, was nicht nur JournalistInnen schon seit Monaten vermutet haben: Das Musical „Jekyll & Hyde“ erhält wesentlich mehr Steuergelder, als die Verantwortlichen bisher zugegeben haben. Unter Berufung auf die Rechte der privaten Kapitalgeber hat der städtische Veranstaltungskonzern HVG bislang alle im Nebel tappen lassen – nicht nur Politiker von Regierung und Opposition, sondern sogar hohe Fachbeamte.

Es stellen sich jetzt drängende Fragen: Kann man einem Staatsbetrieb so viel Geld anvertrauen, wenn er selbst diejenigen überrascht, die ihn kontrollieren sollen? Kann man Leuten die Kontrolle überlassen, die nicht mal kritische Nachfragen stellen? Wie will sich diese Stadt entwickeln, wenn Diskussionen darüber unmöglich sind und Gegenvorschläge als Nestbeschmutzung abgekanzelt werden?

Nach dem Stand der Entscheidungen ist „Jekyll & Hyde“ nur das Vorspiel zu den echten Großprojekten wie dem Space Park. A peanut, sozusagen. Auch da haben die Verantwortlichen schon jetzt ein Image-Problem: nämlich den Ruch unseriöser Planung. Es muss ihnen also nicht nur zum Thema Musical mehr einfallen als plumpe Kritik an der kleinen Opposition.

Christoph Köster

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