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Wirres Hin-und-her-Geschalte

Zum Bundesliga-Start kann der Fußballfan seine Topspiele bei einer Konferenzschaltung auf Premiere sehen – jedenfalls wenn er einige sportliche Hürden überwunden hat

„Tor in Freiburg“, war die medienpolitische Meldung des vergangenen Wochenendes. Sie war exakt 2:15 Minuten nach Anpfiff der Fußballbundesliga zu hören und, das ist noch bedeutender, kurz danach war sie auch zu sehen. Gezeigt wurde „Tor in Freiburg“ von Premiere, dem Pay-TV-Sender, der die Bundesliga seit Samstag live in einer Konferenzschaltung von fünf Spielen zeigt.

„Tor in Freiburg“, rief ein Premiere-Moderator in sein Mikrophon, woraufhin die bis dahin zu sehende Live-Übertragung des Spiels Leverkusen – Wolfsburg ausgeblendet und das 1:0 des Freiburger Björn Dreier gegen den VfB Stuttgart gezeigt wurde. Etwas später hieß es „Tor in Leverkusen“, und zu sehen war Ulf Kirstens Treffer. Es ging zu wie im Radio, aber anders als im egalitären Rundfunk, dessen beliebte WDR-Schaltkonferenzen quasi seit Anbeginn der Fußballübertragungen genossen werden, ist Premiere ein Kind der Neunziger. Der eingeschränkte Fußballgenuss hat viele Gründe, die bloß am Samstag nicht jedem bekannt waren und Ärger hervorriefen, den sich die Frauen vom Premiere-Call-Center anhören durften.

Die erste Bedingung ist noch einleuchtend: Man braucht ein Premiere-Abo, um die Liveschaltung zu gucken. Und zwar – zweite Bedingung – nicht, wie viele Abonnenten glaubten, ein normales, sondern ein zusätzliches Kick-Abo. Wer kein Premiere hat, sieht wie bisher Flimmern und hat den Ton. Wer für ein normales Abo berappt, sieht auch nur ein Spiel, aber an diesem Samstagnachmittag gar nichts, weil das Premiere-Topspiel erst abends zwischen Bayern München und Hertha BSC Berlin stattfand. Die verärgerte Kundschaft konnte derweil auf Premiere-World, Abteilung Sport, die US-amerikanische Major League Soccer switchen – noch ohne Lothar Matthäus.

Aber auch wenn man teuer bezahlt hatte (zusätzlich zum Premiere-Abo 349 Mark im Jahr): Um am Samstag „Tor in Freiburg“ hören und sehen zu können, musste man alles richtig eingestellt haben. Für Neukunden des Pay-TV-Senders gilt es, zuerst die Software zu installieren, das dauert mal eben eine halbe Stunde.

Und schließlich die vierte Hürde: aus der komplizierten Senderleiste das richtige Programm finden. Nicht „Sport“, sondern „Superdome“ hieß das etwas kryptisch, und man konnte sich zwischen verschiedenen Optionen entscheiden: Welches Spiel will man gucken? Vielleicht alle auf einmal – und nur wegen eines Torschreis aus der Dramaturgie des 90-Minuten-Kunstwerks „Fußballspiel“ gerissen werden? 35 Mal wurde in der ersten Halbzeit hin und her geschaltet, 30 Mal in der zweiten.

„Zunächst war es ein bisschen wirr“, gab selbst Franz Beckenbauer, auf der Pay-Roll des Senders stehender Stargast der ersten Übertragung, zu, aber mit dem diplomatischen „Es ist interessant, fünf Spiele auf einmal zu sehen“ fand der Kaiser doch noch die verbindlichen Worte.

MARTIN KRAUSS

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