piwik no script img

Ist Fußball politisch?

■ Fan-Vertreter von 27 Profivereinen stellen Forderungen an den DFB

Am vergangenen Wochenende ist im Hamburger Volksparkstadion das bundesweite Treffen der Fanbeauftragten zu Ende gegangen. Die Delegierten von 26 Profivereinen zogen ein positives Fazit der letzten Jahre: „Bei den Vereinen stoßen die Fanprojekte inzwischen auf breite Akzeptanz“, so der Kölner Fanprojekt-Sprecher Rainer Mendel. „Das gilt auch für den Deutschen Fußball-Bund“ (DFB), so Dirk Mansen vom Fanprojekt des Hamburger SV. In Zusammenarbeit mit dem oft trägen Frankfurter Verband werde man zehn von Fanbeauftragten betreute Busse zum Spiel nach England organisieren und dort als deeskalierende Maßnahme Treffen mit englischen Fans organisieren: „Je mehr sich die Leute ernstgenommen fühlen, desto weniger ist es ihnen egal, was um sie herum passiert“, so das pädagogische Konzept.

Dennoch verabschiedete man einige Forderungen an DFB und die Vereine. Die seit zwei Jahren vom DFB ausgesprochene Empfehlung an die Clubs, in ihren Stadionordnungen rechtsextreme Äußerungen und Symbole zu ächten (und bei Zuwiderhandlung Stadionverbote auszusprechen), sei als zwingende Vorschrift zu formulieren. Im Übrigen stünden die Vereine in der Verantwortung: „Wir fordern die Clubs auf, ihr Hausrecht konsequent zu nutzen“, verwies Dirk Mansen auf positive Erfahrungen beim HSV, wo rechte Slogans deutlich rarer geworden sind. Rainer Mendel vom 1.FC Köln hingegen lobte „die Zusammenarbeit mit dem Staatsschutz“, die dazu geführt habe, „dass einige Rechte erkannt werden konnten“.

Als weitere antifaschistische Maßnahme beschloss das Plenum, bundesweit in allen Stadionzeitungen eine Anzeige zu platzieren, wonach sich der Club „gegen Gewalt“ verwahre. Mendels etwas kryptische Begründung, warum man sich nicht „gegen Rechtsradikalismus“ ausspreche: „Wenngleich es zur Zeit kaum Linksextremismus in den Stadien gibt – wir sind der Meinung, dass Politik im Stadion generell nichts zu suchen hat.“

Pikanterweise wurde Hendrik Lüttmer, Fanbeauftragter des FC St. Pauli damit beauftragt, einen Fragebogen an die Vereine zu erarbeiten, der den Stand ihrer Bemühungen im Kampf gegen rechte Umtriebe im Stadion ergründen soll. Auf den darf man bereits jetzt gespannt sein: Lüttmer gilt nicht gerade als Anhänger der „unpolitischen“ Linie Mendels: „In vielen Stadien haben rechte Tendenzen wieder drastisch zugenommen. Dagegen kann man nur angehen, wenn man das Thema beim Namen nennt.“ Christoph Ruf

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen