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100 Meter mehr Museum

Jörn Merkert, Direktor der Berlinischen Galerie, will Ausbau seines Hauses zum „hauptstadtgemäßen Museum“. Sponsoren sollen 30 Millionen Mark für die Erweiterung der Schultheiss-Keller aufbringen

von ROLF LAUTENSCHLÄGER

Der Neubau der Berlinischen Galerie auf den ehemaligen Schultheiss-Gelände am Kreuzberg erweist sich schon vor seiner Fertigstellung im Jahre 2002/2003 als zu klein. Der vom Land Berlin finanzierte Ausbau der früheren Bier- und Eiskeller als Ausstellungsfläche für das Landesmuseum moderner Kunst, Fotografie und Architektur stellt mit 6.800 Quadratmeter Fläche „keine Verbesserung“ gegenüber den ungenügenden Verhältnissen im Martin-Gropius-Bau dar, sagte Jörn Merkert. Der Museumsdirektor plädiert deshalb für die schnelle Erweiterung der Fläche auf rund 14.400 Quadratmeter. Dazu sollen von den Eigentümern des Schultheiss-Areals die vorhandenen Kellergewölbe erworben und ausgebaut werden. Die Kosten schätzt Merkert auf rund 30 Millionen Mark.

Nach Ansicht Merkerts bedeutet der gegenwärtige 23,5 Millionen Mark teure Umbau der denkmalgeschützten Brauereianlagen „keine angemesssene Lösung für ein hauptstadtgemäßes Museum“. Von den 6.800 Quadratmeter Fläche stünden der Berlinischen Galerie nur 2.500 Quadratmeter für ihre Sammlung zur Verfügung.

Ein Depot sei in der Planung ebensowenig enthalten wie eine kleine Halle für Wechselausstellungen oder ein Vortragssaal, die zum Inventar eines Museums zählten. „Allein die Kosten für ein Außendepot summieren sich jährlich auf mehr als 350.000 Mark“, so Merkert.

1999 hatte sich das Land mit den Investoren des Areals, darunter die Deutsche Bank, darauf geeinigt, dass diese den Museumsausbau für 23,5 Millionen Mark realisieren. Neben dem Museum entstehen luxuriöse Lofts, Hotels und Geschäfte auf dem Gelände. Die Museumverwaltung zieht in ein früheres Sudhaus ein, die Sammlung in riesige unterirdische Hallen und Gewölbe. Merkert präsentierte seine Pläne jetzt der Öffentlichkeit, nachden das Land in der letzten Woche den Finanzierungsvertrag mit den Investoren erfüllt hatte.

Die brachliegenden Kellergewölbe, die sich bis unter das Kreuzberg-Denkmal erstrecken, will Merkert in zwei Schritten „erobern“. In einer ersten Bauphase könnten zusätzlich 2.800 Quadratmeter für rund 11 Millionen Mark zu einem Ausstellungssaal, Depotflächen, dem Museumscafé und zu einem Multifunktionssaal umgebaut werden. Die „große Lösung“ mit weiteren 4.800 Quadratmetern für Depots und eine mächtige Ausstellungshalle von 100 Meter Länge würde zusätzliche 19 Millionen Mark kosten, sagte Merkert. Damit könnten „die teuren Außendepots aufgegeben werden“ und das Landesmuseum „hätte die Chance, seine große Sammlung dem Publikum zu zeigen“.

Da Merkert keine zusätzlichen Mittel vom Land erwartet, will er für das „kühne, wagemutige Unternehmen“ potente Sponsoren, private Spender, Freunde und Partner („Wir nehmen 50 Mark oder 50.000 Mark“) sowie Lottomittel gewinnen. Außerdem wurde an die Spitze des Fördervereins die ehemalige Finanzsenatorin Annette Fugmann-Heesing gewählt, die die Fundraising-Kampagne „professionell“ voranbringen soll.

Nach Ansicht der Investoren könnten die zusätzlichen Kellergewölbe für das Museum ausgebaut werden. Es habe darüber bereits Gespräche mit der Museumsleitung gegeben, sagte Norbert Rolf, Projektentwickler bei der Deutsche Grundbesitz Management GmbH, einer Tochter der Deutschen Bank. Rolf wies darauf hin, dass derzeit für alle Kellergewölbe eine „Bestandsaufnahme zur Trockenlegung“ durchgeführt werde. Zugleich wies der Sprecher Spekulationen zurück, die Kellerräume könnten für die museale Nutzung nicht entfeuchtet werden.

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