Barenboim geht, Stölzl hofft

Der Dirigent will seinen Vertrag als künstlerischer Leiter der Staatsoper nicht verlängern. Die große Opernreform schiebt der Kultursenator auf die lange Bank. Für die Zwischenzeit hofft er wieder auf Gelder von der Lottostiftung

Fünf Stunden lang hat der Kultursenator am Wochenende mit Daniel Barenboim gesprochen, jetzt hat er es amtlich: Der Dirigent wird seine Position als künstlerischer Leiter der Staatsoper in zwei Jahren aufgeben. Barenboim wolle künftig „alle einer Intendanz ähnlichen planerischen und organisatorischen Aufgaben zugunsten der Musik aufgeben“, sagte Senator Christoph Stölzl gestern vor dem Kulturausschuss des Abgeordnetenhauses.

Nach Stölzls Darstellung hat sich Barenboim allerdings noch nicht entschieden, ob er seinen Vertrag als Dirigent verlängern wird. Als Bedingung für seinen Verbleib in Berlin fordere er jedoch nach wie vor, die Orchestermusiker besser zu bezahlen. Berlin solle noch einmal versuchen, den Bund für eine Mitfinanzierung der Staatsoper zu gewinnen. Sollte es nicht zu einer Einigung kommen, werde Barenboim auch dem Ruf nach Gastdirigaten „sehr zurückhaltend“ gegenüberstehen.

Fragen nach der geplanten Strukturreform bei den Bühnen beantwortete Stölzl dagegen ausweichend. Eine etwaige Opernfusion werfe „ganz gravierende strukturelle Fragen“ auf, sagte der Senator: „All dies kostet Zeit, und diese Zeit nehmen wir uns.“ Bei einem ersten Gespräch mit Gewerkschaftsvertretern am Freitag habe man den „Grunddissens“ über die Frage betriebsbedingter Kündigungen nicht überwinden können. Eine gemeinsame Arbeitsgruppe soll jetzt über den Personalabbau verhandeln. Dabei gehe es um „mindestens 181 Stellen, bei genauer Betrachtung vielleicht noch mehr“.

Durch die beschlossene Kürzung der Theateretats fehlen nach Stölzls Angaben im kommenden Jahr 17 Millionen Mark, durch Gehaltserhöhungen entsteht ein Loch von weiteren 6 Millionen Mark. Deshalb müssten die Theater ihre Einnahmen um 3 Millionen Mark steigern. Außerdem hofft Stölzl auf 11 Millionen Mark Einsparungen durch den Personalabbau und rund 15 Millionen Mark an Lottogeldern. Allerdings stehen im kommenden Jahr wesentlich weniger Lottogelder für die Kultur zur Verfügung, und beim Personal sind schnelle Sparerfolge ohne Kündigungen unwahrscheinlich.

Die Opposition mochte Stölzls vage Hoffnungen denn auch nicht teilen. „Ich habe es satt, immer wieder vertröstet zu werden“, sagte die bündnisgrüne Abgeordnete Alice Ströver. In Stölzls Darlegungen sei „nicht ein einziger konkreter Vorschlag erkennbar“. RALPH BOLLMANN