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Krösus von Hamburg

■ Otto-Konzern macht 30 Milliarden Mark Umsatz und ist „ganz zufrieden“

Wenn im Otto-Konzern von Summen gesprochen wird, dann ist von Milliarden die Rede. Die MitarbeiterInnenzahlen im Konzern steigen von einem Jahr auf das andere um 8000, die Umsatzzuwäche liegen im zweistelligen Prozentbereich. Der Vorstandschef, Michael Otto, sagt bei der Vorstellung der Jahresbilanz dazu: „Wir sind eigentlich ganz zufrieden.“ Das Bunte, das Schreiende überlässt man am Firmensitz in Bramfeld den Farben im Versandhauskatalog. Beim umsatzstärksten Hamburger Unternehmen wird Zurückhaltung kultiviert.

70.000 MitarbeiterInnen weltweit sorgen für 30 Milliarden Mark Jahresumsatz – der gesamte Hamburger Haushalt hat gerade mal 18 Milliarden. Otto bleibt am Ende nach Abzug aller Steuern ein Gewinn von 629 Millionen Mark übrig – und das in einem Jahr, das der Vorstand als „Jahr des Umbruchs“ darstellt. Versand und Handel werden aufs Internet umgestellt – bisher bestellen erst fünf Prozent der Otto-KundInnen online.

Der Versand ist dabei nur noch „Kernkompetenz“ des Unternehmens: Das Sportartikelgeschäft Sport Scheck, das italienische Modeunternehmen Zara, der Computerhersteller Peacock, die Fegro-Großmärkte – überall tritt Otto inzwischen als Mutterkonzern auf. Dazu kommen die Auslandsbeteiligungen, schon die Hälfte seines Umsatzes macht Otto außerhalb Deutschlands. „Die Potenziale im Ausland sind längst nicht ausgeschöpft“, sagt Otto mit Blick auf die Märkte in Asien und Südamerika.

Der Vorstandschef kündigte an, künftig nur Verträge mit Lieferanten abzuschließen, die „in ihren Betrieben soziale Mindeststandards einhalten“. Intern fährt der Konzern allerdings einen anderen Kurs: Bei dem Versuch des Unternehmens, die Personalkosten in seinen Call Centern zu senken, wurden MitarbeiterInnen massiv unter Druck gesetzt, untertarifliche Hausverträge zu unterschreiben.

Peter Ahrens

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