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Der Beat schlägt links

Trinken und Tanzen machen doppelt Spaß, wenn man weiß, dass es politisch okay ist. Einziges Problem: Punk und Knast-Soli sind für die Jugend nicht mehr hip

Die Beats pumpen, die Kids jumpen around, und die beiden HipHop-MCs geben alles auf der Bühne. Auf dem „Beats against Fascism“-Konzert im Tempodrom geht die Post ab. Bei dem von der Antifa organisierten Konzert gibt es Infostände und auch von der Bühne kommt regelmäßig ein „Nazis raus“. Trotzdem wirken die Kids unpolitisch, Spaß rules ok. Auch beim monatlichen „Soli-Tresen“ im Syndikat, einer linken Kneipe in Neukölln, herrscht gute Stimmung. Doch die Leute sind deutlich älter, alle sind in der Szene etabliert, die politischen Infozettel werden gelesen, man weiss, weshalb man hier ist: Es gibt Leute, denen geholfen werden muss.

Hier wie dort geht es um moralische Unterstützung und schnöden Mammon. „Bei Soli-Aktionen gehören Pflicht und Spaß zusammen“, meint Marion vom „Berliner Bündnis für Freilassung“, das sich für Inhaftierte einsetzt, denen Mitgliedschaft bei den Revolutionären Zellen vorgeworfen wird. „Viele geben bei uns ihr Geld aus, weil sie einen politischen Anspruch haben“, sagt Gabi vom „Bündnis für Freilassung“. Doch die linken Festkomitees bewegen sich in einer abgeschlossenen Szene. „Es ist sehr schwer, an neue Leute heranzukommen“, räumt Marion ein. Weder die Politi, noch Punk oder Reggae treffen das Lebensgefühl der Jugend. So läuft auch schon mal Techno. Doch diese Musik transportiert kaum Inhalte. Früher sei inhaltlich eindeutig mehr passiert, ist der einhellige Tenor. Aber die Soli-Aktionen erfüllen nach wie vor ihren Sinn. Es kommt Geld in die Kasse. Und: „Wir wollen uns so in der Öffentlichkeit bemerkbar machen, im Gespräch bleiben“, betont Marion. JÖRG STREICHERT

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