: Deutsche Bahn will wieder blitzblanke Gleise
Die Wasserwerke warnen vor der Wiederzulassung des Pflanzengifts Diuron. Bahn sieht Sicherheit gefährdet, wenn Herbizid verboten bleibt
BERLIN taz ■ Sollte das Pflanzengift Diuron wieder für den Einsatz auf Gleisen zugelassen werden, wird die Deutsche Bahn es einsetzen. Das Unternehmen bestätigte gestern entsprechende Spekulationen. Bereits im Mai hatten das Umweltbundesamt und die Biologische Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft der Bundesregierung vorgeschlagen, das Verbot von 1996 wieder aufzuheben.
Die Bahn berichtet seit dem Diuron-Verbot von vermehrtem Pflanzenwuchs auf den Gleisen. Die derzeit zugelassenen Mittel wirken nur gegen den Blattwuchs der Pflanzen. Erforderlich sei aber, gegen die Wurzeln im Schotterbett vorgehen zu können. Durch das Verbot werde langfristig die Sicherheit des Bahnverkehrs gefährdet, da es trotz intensiver Forschungsarbeiten bisher kein ausreichend funktionierendes chemiefreies Verfahren gebe. 60 Millionen Mark habe sein Unternehmen die Suche nach Alternativen gekostet, hinzu kämen die Ausgaben für deren Anwendung, sagte ein Bahn-Sprecher.
Wasserwerke und Umweltverbände protestieren gegen eine Wiederzulassung des Giftes, das derzeit vor allem noch im Obstbau in größeren Mengen verwendet wird. „Die Wasserwirtschaft versucht alles, um Schadstoffeinträge ins Wasser zu vermeiden. Die Großanwendung von Diuron bei der Bahn würde die Bemühungen von Jahren zunichte machen“, sagte Bernhard Hörsgen, Vorstand des Versorgers Gelsenwasser.
Umweltbundesamt und Biologische Bundesanstalt dagegen vertreten die Ansicht, von einem sachgerechten Einsatz des Pestizides gehe keine Gefahr für die Umwelt aus. Grundlage dieser Erkenntnis sei eine 1992 von der Bahn in Auftrag gegebene Studie des Forschungsinstituts Fresenius, das über mehrere Jahre an fünf Standorten in Deutschland die mögliche Ausbreitung des Giftes ins Grundwasser untersucht hatte. Die Anwendung müsse allerdings stark beschränkt werden. An Bahnübergängen, Brücken und Versickerungsgräben solle das Mittel weiterhin nicht eingesetzt werden, forderten beide Behörden. Auf freien Strecken aber sei eine einmalige Anwendung pro Jahr möglich, ohne dass ein Eindringen von Diuron ins Grundwasser zu befürchten sei.
MATTHIAS SPITTMANN
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